Pferdeskulpturen © Münsterland e.V.
Pferde in Stein, Bronze und Bewegung
Skulpturen, die das Münsterland prägen

Pferde in Stein, Bronze und Bewegung – Skulpturen, die das Münsterland prägen

von Laura Finke am 07.11.2025
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Das Münsterland ist nicht nur eine Region der Reiterhöfe und Pferdezucht, sondern auch eine Landschaft voller Kunstwerke, die diese besondere Verbindung zwischen Mensch und Pferd sichtbar machen. In Städten und Dörfern stehen zahlreiche Skulpturen, die an berühmte Pferde, historische Gestalten oder das alltägliche Leben mit den Tieren erinnern. Eine Reise zu diesen Statuen zeigt, wie tief die Pferdekultur in der Region verwurzelt ist.
Wenn der Tag sich dem Abend neigt und das Licht sanft über Dächer und Alleen gleitet, kann ein Spaziergang durch Münsterland zur kleinen Entdeckungsreise werden – zu Pferdestatuen, die im Schatten stehen und dennoch voller Leben sind. Wer hinsieht, entdeckt mehr als Metall und Stein: Hier öffnen sich Erinnerungen, Legenden und der Klang hufeschlagender Zeit.

Pferde im Münsterland – Geschichten aus Bronze, Stein und Herz

Das Münsterland ist Pferdeland – im Sattel, in der Landschaft und in der Kunst.
Wer durch die Städte und Dörfer der Region streift, trifft sie überall: Pferde aus Bronze, Stein oder Beton. Manche blicken stolz in die Ferne, andere wirken still und vertraut. Doch alle erzählen Geschichten – von Mut, Glaube, Arbeit und Freiheit. Eine Reise zu den Pferdeskulpturen des Münsterlands ist damit auch eine Reise durch das Wesen dieser Region.

Die Helden der Reitkunst und Zucht-Koryphäen – Halla, Paradox und Polydor

In Warendorf, am Deutschen Olympiade-Komitee für Reiterei, steht Halla – die wohl berühmteste Stute Deutschlands. Ihre Statue erinnert an einen legendären Moment: den Ritt von Hans Günter Winkler bei den Olympischen Spielen 1956 in Stockholm. Trotz Verletzung des Reiters sprang Halla zu Gold und wurde zur Ikone des Reitsports.

Der Standort am DOKR ist bewusst gewählt – hier, im Herzen des deutschen Pferdesports, begegnet man nicht nur einer Stute, sondern einer Legende, die Mut, Vertrauen und Partnerschaft verkörpert.

Nur einen Katzensprung entfernt, vor dem NRW-Landgestüt, steht Paradox I.

Die Statue ehrt einen der bedeutendsten westfälischen Vererber des frühen 20. Jahrhunderts nach dem Zweiten Weltkrieg. Paradox I gilt als Stempelhengst der westfälischen Warmblutzucht – ein Hengst, der über Generationen hinweg das Erscheinungsbild und die Qualität seiner Nachkommen prägte. Seine Nachkommen überzeugten mit Leistungsbereitschaft, Charakterstärke und hervorragender Rittigkeit und waren sowohl in der Zucht als auch im Sport erfolgreich. Paradox I legte die genetische und züchterische Basis für das westfälische Pferd.

Für das NRW-Landgestüt war Paradox I von zentraler Bedeutung: Er begründete eine erfolgreiche Blutlinie, die das Ansehen des Gestüts weit über die Grenzen Westfalens hinaus stärkte. Sein Einfluss ist in vielen Pedigrees westfälischer Pferde noch heute sichtbar – ein Vermächtnis, das nicht nur in Bronze gegossen, sondern in der lebendigen Zuchttradition des Münsterlands weitergeführt wird.

Und im Westfälischen Pferdemuseum im Allwetterzoo Münster wartet ein ganz besonderer Anblick: Polydor – nicht aus Bronze, nicht aus Stein, sondern das echte, präparierte Pferd. Er war einer der erfolgreichsten Zuchthengste der westfälischen Warmblutzucht, dessen Nachkommen weltweit im Springsport triumphierten und steht für den internationalen Durchbruch des westfälischen Springpferdes.

Heute steht er im Museum, als Teil einer Ausstellung, die nicht nur informiert, sondern berührt. Seine Anwesenheit macht Geschichte greifbar – hier begegnet man einem Pferd, das einst lebte, atmete, rannte. Zwischen Fotos, Pokalen und Dokumenten erinnert Polydor daran, dass Zucht nicht nur Wissenschaft, sondern auch Emotion ist.

Diese drei – Halla, Pilot und Polydor – stehen für die große Tradition des Reitsports im Münsterland. Sie sind Zeugnisse von Leistung, Leidenschaft und dem unerschütterlichen Vertrauen zwischen Mensch und Tier.

Glaube, Nächstenliebe und Geschichte – St. Martin und der Friedensreiter

Sendenhorst © Münsterland e.V./Philipp Fölting

Doch Pferde im Münsterland sind nicht nur sportliche Helden – sie tragen auch geschichtliche Bedeutungen.

In Sendenhorst steht die Statue des heiligen Martin hoch zu Ross, der deinen Mantel mit einem Bettler teilte. Sie erinnert an die uralte Geschichte der Nächstenliebe und steht mitten im Alltag – zwischen Kirche, Markt und Wohnhäusern. Für viele ist das nicht nur Kunst, sondern gelebte Tradition: Ein Bild, das Kinder beim Martinsumzug jedes Jahr zum Leben erwecken.

In Lengerich dagegen steht der Friedensreiterbrunnen. Ein Reiter, der aus der Mitte eines Brunnens aufragt, umgeben vom Plätschern des Wassers. Er symbolisiert Frieden, Hoffnung und Bewegung – und erinnert daran, dass Pferde über Jahrhunderte hinweg Träger wichtiger Botschaften waren. Wer auf dem Platz verweilt, spürt, wie aus einem Kunstwerk ein Ort der Ruhe wird. Hier treffen Vergangenheit und Gegenwart aufeinander – so selbstverständlich, wie Wasser auf Stein trifft.

Tradition, Natur und Alltag – die Pferde des Volkes

Während die sportlichen und religiösen Denkmäler von Ruhm und Glauben erzählen, spiegeln andere Pferdeskulpturen den Alltag, die Landschaft und die Wurzeln des Münsterlands wider.

In Dülmen etwa, mitten in der Innenstadt, galoppieren Wildpferde aus Bronze. Sie erinnern an die echten Dülmener Wildpferde, die seit Jahrhunderten im Merfelder Bruch leben – Europas letzte freilebende Wildpferdeherde.

In Drensteinfurt erinnert eine Pferde-Skulptur an die bis heute lebendige Tradition des Trabrennsports. Das Kunstwerk zeigt ein Pferd in voller Bewegung, den Moment eingefangen, in dem Tempo und Kraft ineinander übergehen und befindet sich im Ortskern. Sie steht sinnbildlich für Bewegung, Energie und die fortdauernde Begeisterung für den Pferderennsport.

Auch in Telgte findet sich ein Kunstwerk, das die historische Verbindung zwischen Mensch und Pferd eindrucksvoll zeigt. Zwischen Marktplatz und Ems; am Rande der Innenstadt steht die Skulptur „Der Pferdekopf“, die an den früheren Pferdehandel der Stadt erinnert. Dargestellt sind Hände, die das Maul eines Pferdes öffnen, um Alter und Gesundheit zu prüfen – eine typische Geste beim Handel. Münzen auf den Armen des Händlers verweisen auf den Handschlag, mit dem traditionell der Kauf besiegelt wurde. Das Kunstwerk in der Altstadt nahe dem Marktplatz macht so die Geschichte Telgtes als Handelsort lebendig und steht zugleich für Vertrauen, Handwerk und gelebte Tradition – Werte, die das Münsterland bis heute prägen.

In Münster wiederum zeigt die Figurengruppe Knecht mit Pferd und Magd mit Stier den bäuerlichen Alltag vergangener Jahrhunderte. Sie steht für das, was das Münsterland lange getragen hat: harte Arbeit, Gemeinschaft und Bodenständigkeit. Hier ist das Pferd nicht Held, sondern Gefährte – Teil eines Alltags, der ohne es undenkbar gewesen wäre.

Und wer genauer hinsieht, findet moderne Neuinterpretationen: etwa die zwei Pferde des Künstlers Johannes Brus in Stadtlohn oder zwei große Pferde-Plastiken die an der Hauswand des Grevener Kunstturms hängen.

Hier wird das Pferd zum Gestaltungselement des Stadtraums – ein Spiel mit Form, Licht und Wahrnehmung. Zwischen Beton und Glas bleibt es ein Stück Identität.

Münsterland - Wo Pferde zuhause sind

Pferde gehören zum Münsterland – auf den Wiesen, in den Ställen, in der Kunst.
Sie sind Spiegel einer Region, die bewegt und zugleich verwurzelt ist. Jedes Kunstwerk, jede Skulptur, jedes Denkmal erzählt ein Stück dieser Geschichte: von Leistung und Leidenschaft, von Arbeit und Glaube, von Freiheit und Nähe zur Natur.

Laura & Hervar © Laura Finke

Über Laura Finke

Hi, ich bin Laura. Der Liebe wegen hat es mich 2019 nach dem Studium ins Münsterland verschlagen. Eigentlich komme ich ursprünglich aus Ostwestfalen, aber mittlerweile bin ich in dieser tollen und abwechslungsreichen Region heimisch geworden.

Einige würden von mir wahrscheinlich behaupten, dass ich ein klassisches Pferdemädchen bin. Ich habe schon früh angefangen zu Reiten und relativ schnell folgte auch das erste eigene Pony. Ich bin in der Pferdewelt zuhause und liebe es meine Freizeit mit meinem Islandpferd Hervar zu verbringen. Im Münsterland haben wir die besten Bedingungen zum Trainieren, wir genießen es aber auch einfach eine große Runde durchs Gelände zu Tölten und neue Strecken auszuprobieren. Die Pferderegion bietet mir die Möglichkeit, auch einmal über meinen Tellerrand hinauszuschauen und viele neue Dinge kennenzulernen und zu erleben.

Ihr ahnt es schon: Klar, ich bin beim Münsterland e.V. für alle Themen und Aufgaben rund um die Pferderegion zuständig. Damit habe ich meine Leidenschaft, mein Hobby, zum Beruf gemacht und freue mich euch mit meinen Beiträgen die Vielfalt der Pferderegion, des Münsterlandes, näher zu bringen.

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