Die kleine Manufaktur für Kalligraphie und Handgemachtes – Ein Hofladen in Nordkirchen
Mitten in einem Wohngebiet in Nordkirchen erwartet mich Beate Dornhege. Sie hat mich eingeladen, ihren Hofladen zu besuchen. Aber es ist kein typischer Hofladen, sondern ein Ort zum Verweilen, Entdecken und Entschleunigen, wie sie es selbst nennt. Der Resthof mit Scheune und der angrenzenden Pferdewiese geht im Ortskern von Nordkirchen ein wenig unter. Das liegt sicher daran, dass man hier so etwas nicht erwartet.

Handarbeit statt Plotter
Ich fahre die schmale Einfahrt hinauf und komme an einem hübschen Hinweisschild zum Ladenlokal vorbei. Der Eingang ist direkt zu erkennen, denn um die Holztür mit Fensterglas und den Worten „herein – spaziert“ sind große Blendläden befestigt, an ihnen lehnt eine Holztafel mit „Herzlich willkommen“-Schriftzug. Alles fein säuberlich in hübscher Schreibschrift.

Die Tür klemmt ein wenig, als ich sie aufmache. Holz arbeitet eben und ich muss an unsere eigene Haustür denken, die dank Südseite regelmäßig verzogen ist. Beate Dornhege begrüßt mich und ihr Mann bietet uns eine Tasse Kaffee an, während ich den Laden schon mal auf mich wirken lasse. Der große Raum ist mit antiken und modernen Möbeln bestückt, auf denen die verschiedenen Werke ausgestellt sind. Ob Bilder mit starken Sprüchen, Karten, Lesezeichen, beschriftete Steine oder Muscheln – Schrift geht überall! „Das ist alles Handarbeit. Hier ist nichts gedruckt, wir haben wirklich nur Unikate.“, erklärt mir die Künstlerin.
Kreativkurse für jedes Alter
Das Thema Meer ist stark vertreten und ich frage nach dem Grund. Schließlich ist das Münsterland bekanntlich nicht an der Küste. „Ich bin öfter auf Nordseeinseln für Kalligraphiekurse und liebe das Meer!“, beantwortet sie mir meine Frage. So kommen wir dann auch gleich auf das nächste Thema. Beate Dornhege gibt selbst auch Workshops in Nordkirchen. Es gibt Schnupperkurse, eine offene Schreibwerkstatt, in die Interessenten kommen können, um ihr Können zu verbessern und auf Anfrage finden auch Events statt. „Das kann auch ein Junggesellinnenabschied sein,“ bekomme ich erstaunt zu hören. JGAs hatte ich immer mit Bauchladen und komischen Kostümen verknüpft, aber das hier ist eine weitaus schönere Idee.
Auftragsarbeiten macht die Kalligraphin auch. Dazu gehören zum Beispiel Geburtsanzeigen oder Karten für Hochzeiten, ein persönlicher Spruch oder das Lieblingsgedicht.
Vom Geschäft zum Hofladen
Angefangen hat alles in einem kleinen Laden im Ortskern von Nordkirchen. Den hat sich Beate Dornhege mit anderen Künstlerinnen geteilt. Den Laden gibt es aber nicht mehr und vor mehr als zwei Jahren kam ihr die Idee den ehemaligen Stall umzubauen. „Hier standen nur Fahrräder und Geräte herum. Warum sollen wir da nicht was draus machen?“, erzählt sie mir. Nach und nach wurde der Stall zum Ausstellungs- und Workshopraum umgebaut. Im März 2023 öffnete dann „Die kleine Manufaktur“ und baut sich nach und nach einen Namen auf. „Viele Leute kommen das erste Mal hierher, wenn wir auf Kunst- und Kreativmärkten einen Stand hatten oder wenn hier in Nordkirchen etwas ist. Hier ist es ruhig und gemütlich, das ist ganz schön nach so einem Markttrubel.“, erzählt mir Frau Dornhege. Die Kurse füllen sich durch Mund-zu-Mund Propaganda und die sozialen Medien. „Die Hochsaison ist natürlich im Winter“, gibt sie zu.
Als ich mir ein paar Notizen mache für diesen Blogbeitrag, guckt sie mir auf die Finger. Ich fühle mich beobachtet und frage mich, ob man durch die Schrift persönliche Dinge von sich preisgibt, aber das Unbehagen weicht, als sie mich einlädt: „Vielleicht ist ein Kalligraphie-Kurs auch etwas für Sie?“ Ich werde mir im nächsten tristen Münsterländer Winter eine neue Beschäftigung suchen und mit einem Kalligraphie-Workshop anfangen!
Infos am Rande
Die Schnupperkurse sind meist mit 4 bis 6 Personen aller Altersgruppen besetzt. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. Das Material wird gestellt und ist in der Kursgebühr mit inbegriffen. Über Bildungsträger bietet Frau Dornhege ebenfalls Kalligraphiekurse an. Die offene Schreibwerkstatt findet zweimal wöchentlich statt und ist für jeden offen.