Karneval im Münsterland – hier schlägt das närrische Herz!
Karneval im Münsterland mag nicht die Größenordnung des rheinischen Karnevals erreichen, aber die Stimmung und Begeisterung der münsterländischen Jecken sind genauso mitreißend! Ob in kleinen Dörfern oder größeren Städten – die fünfte Jahreszeit wird hier mit viel Herzblut, Tradition und jeder Menge Lebensfreude gefeiert. Von Weiberfastnacht über die Rathauserstürmung bis hin zu farbenfrohen Karnevalsumzügen durch die Ortskerne: Im Münsterland ist der Karneval ein echtes Erlebnis. Manche Karnevalsverrückte klappern sogar mehrere Umzüge ab, um das närrische Treiben in vollen Zügen zu genießen.
Besonders spannend: In einigen Orten wird bereits eine Woche vor dem eigentlichen Rosenmontag losgelegt. Vom berühmten „Otti-Botti“-Umzug in Ottmarsbocholt über die historische „Rumskedi“-Tradition in Beckum bis hin zum „ZiBoMo“ in Münster-Wolbeck – jede Karnevalshochburg im Münsterland hat ihren eigenen, einzigartigen Charme.
Lass dich inspirieren und entdecke, wo und wie du die bunte Vielfalt des Karnevals im Münsterland erleben kannst. Hier findest du die wichtigen Termine und Highlights, damit du das Beste aus der fünften Jahreszeit herausholen kannst.
Die Frühstarter
Der traditionell erste Umzug der Session und damit „Frühstarter“ unter den Münsterländer Karnevalsumzügen findet in diesem Jahr am Sonntag, 16. Februar 2025, statt. Hier kommen die Jecken schon früh auf ihre Kosten und genießen den Auftakt der närrischen Zeit.
- Münster-Sprakel ab 13.11 Uhr
- Gescher, 13.30 Uhr
Eine Woche vorher
Samstag, 22. Februar 2025:
- Senden-Ottmarsbocholt: Karneval in „Otti-Botti“ startet um 14.11 Uhr.
- Münster-Hiltrup: „Hiltrups Wikinger“ starten in diesem Jahr um 14.11 Uhr.
- Borken-Weseke: Um 11.11 Uhr zieht der Karnevalszug durch Weseke.
Münster-Wolbeck und der Ziegenbock

Bocknacht: Freitag, 7. Februar 2025, ist der Auftakt des Wolbecker Karnevals mit einem bunten Programm voller Musik und Frohsinn.
Zickensitzung: Samstag, 8. Februar 2025, steht im Zeichen der Frauenpower, mit kabarettistischen und närrischen Highlights.
ZiBoMo-Umzug: Montag, 24. Februar 2025, ist der Höhepunkt mit dem traditionellen Umzug, bei dem alles im Zeichen der Ziege steht. Statt „Helau“ rufen die Jecken hier „Hipp hipp – meck meck!“ – ein Erlebnis mit viel Lokalkolorit.
Altweiberumzug
Ein Highlight in Billerbeck ist der Karnevalsumzug an Weiberfastnacht, ein närrisches Spektakel, das vor allem für die feierfreudigen Damen ein Muss ist. "Rabitzka Billerbeck, Helau!" startet am 27. Februar ab 10.30 Uhr in Billerbeck.
Einläuten des Karnevalswochenende
Das Karnevalswochenende wird am Samstag, 1. März an diesen Orten im Münsterland eingeläutet:
- Ennigerloh, 14.11 Uhr
- Saerbeck, 14.11 Uhr
- Südlohn, 14.00 Uhr
- Telgte, 13.11 Uhr
Am Sonntag vor Rosenmontag, in diesem Jahr am 2. März, finden die Karnevalsumzüge in diesen Orten statt:
- Greven, 13.11 Uhr
- Gronau feiert Karneval mit vielen Niederländerinnen und Niederländern ab 13.11 Uhr
- Havixbeck, 14.11 Uhr
- Lippetal, 14.11 Uhr
- Rheine-Mesum ab 10.11 Uhr
- Rheine-Hauenhorst ab 14.11 Uhr
- Schöppingen ab 13.11 Uhr
- Stadtlohn: Kinderkarneval ab 15.00 Uhr
- Steinfurt-Borghorst
- Kinderkarneval wird ebenfalls in Lüdinghausen-Seppenrade ab 10.11 Uhr gefeiert
- In Warendorf-Hoetmar wird der "Tulpensonntag" gefeiert
Die Karnevalszeitung – für Lacher und Geheimnisse!
Ein fester Bestandteil der Karnevalszeit im Münsterland sind die humorvollen Karnevalszeitungen. Hier werden witzige Kuriositäten und Anekdoten aus der Nachbarschaft veröffentlicht, auch anonym eingereicht, aber stets mit einem Augenzwinkern. Ob die lustige Geschichte über ein selbstgebautes Sonnendach für den Rasenmäher oder ein satirischer Seitenhieb für eine politische Entscheidung im Wohnort – kein Thema ist zu klein für die närrischen Blätter.

Besonders charmant sind die oft kreativen Namen der Zeitungen, wie etwa „Das Auge der kleinen Türkei“ in Bevergern. Mit der Namensgebung der Karnevalszeitung nimmt sich der Ortsteil von Hörstel mit einem Augenzwinkern selbst aufs Korn, denn Bevergern war fester Bestandteil in den sogenannten „Türkenkriegen“ (16.- 18. Jahrhundert).
Die Redaktion des Karnevalsorgans „Das Auge der kleinen Türkei“ nennt sich „De Glierftenkieker“. Wörtlich übersetzt bedeutet das: Ritzen-, Spalten-, Schlüssellochgucker und passt daher zur Karnevalszeitung, denn die Redaktion muss das ganze Jahr über (heimlich) schauen und gucken, wo sich was Besonderes und Interessantes aufspüren lässt.
Die Titel der Karnevalszeitungen sind ebenso einzigartig wie die Geschichten, die sie erzählen, und sorgen für jede Menge Gesprächsstoff in der fünften Jahreszeit. Also halt die Augen offen, vielleicht findest du deinen eigenen Beitrag in einer der Zeitungen wieder!
Rosenmontagsumzüge
- Ahaus-Ottenstein, 14 Uhr
- Ahaus-Wüllen, 14 Uhr
- Beckum, 11.11 Uhr
- Bocholt, 14 Uhr
- Emsdetten, 14.11 Uhr
- Havixbeck-Hohenholte, 10.11 Uhr
- Hörstel-Bevergern, 11.11 Uhr
- Horstmar-Leer, 15.11 Uhr
- Münster, 12.11 Uhr mit Start am Schlossplatz
- Ochtrup, 14.11 Uhr
- Raesfeld, 12.33 Uhr
- Recke, 14.11 Uhr
- Sendenhorst, 11.11 Uhr
- Steinfurt-Burgsteinfurt, Kinderkarnevalsumzug
- Velen, 13.30 Uhr
- Warendorf, 13.11 Uhr
- Werne, 14.11 Uhr
Nelkendienstag und integrativer Karnevalsumzug
Eine Besonderheit im münsterländischen Karneval ist der Nelkendienstagsumzug in Olfen. Am Dienstag, 4. März 2025, um 14:11 Uhr ziehen die bunt geschmückten Wagen durch die Stadt, begleitet von Fußgruppen und Kapellen.
Ein weiteres Highlight wird der integrative Karnevalsumzug ebenfalls am Dienstag, 4. März 2025, sein. Dieser Umzug zieht durch Nordkirchen, organisiert und finanziert durch die Gemeinde Nordkirchen, die Kinderheilstätte und die Caritaswerkstatt. Bereits zum dritten Mal wird hier ein inklusives Karnevalsfest auf die Beine gestellt, das zeigt, dass Karneval für alle da ist!
„Wurstaufholen“ und Eier sammeln – eine närrische Tradition im ländlichen Münsterland
Eine Tradition im ländlichen Münsterland ist das „Wurstaufholen“ oder „Eier sammeln“, das meist am Rosenmontag, einen Tag vor oder wenige Tage vor dem Karnevalsumzug stattfindet. Dabei ziehen Karnevalisten als Gruppe durch die Nachbarschaft, um Eier und Mettwurst, hauptsächlich aber Geld für die Karnevalskasse zu sammeln. Die Eier und Wurst werden später beim gemeinsamen „Eieressen“ zubereitet, während das gesammelte Geld den Karnevalsumzug unterstützt.
Natürlich bleiben die Jecken nicht trocken: Traditionell gibt es bei jedem Stopp einen Schnaps, der die Stimmung hebt – und mit jedem Hausbesuch werden die Karnevalisten etwas „fröhlicher“. Wer den Besuchern lieber keinen Alkohol ausschenken möchte, kann stattdessen Kaffee und Kuchen oder Schnittchen anbieten. So gestärkt fällt der Weg zum nächsten Nachbarn gleich leichter. Dieses närrische Ritual ist nicht nur ein finanzieller Beitrag für die Karnevalskasse, sondern auch eine gute Gelegenheit, die Nachbarschaft auf den Karneval einzustimmen.
Wusstest du...

...dass es im Stadtmuseum in Beckum einen eigenen Ausstellungsraum nur für die Karnevalsgeschichte der Stadt gibt? Hier wird zwischen vier Wänden Karnevalstradition von den vergangenen 500 Jahren gezeigt. Der Eintritt ins Stadtmuseum ist übrigens frei!
„Prinzen wiegen“ – Irgendwo müssen die Kamelle ja herkommen
Eine besonders unterhaltsame Karnevalstradition in einigen münsterländischen Orten ist das „Prinzen wiegen“. Hierbei wird auf einem öffentlichen Platz eine große Waage aufgestellt, die in zwei Bereiche unterteilt ist: Auf der einen Seite befindet sich ein prächtiger Sessel oder Stuhl, auf der anderen Seite ein großes Behältnis für Kamelle. Der Karnevalsprinz nimmt auf dem Stuhl Platz, während sein Gewicht traditionell mit Süßigkeiten aufgewogen wird. Doch natürlich läuft das Ganze nicht ganz korrekt ab – schließlich haben alle etwas davon, wenn am Ende möglichst viele Kamelle in die Menge geworfen werden können.
Um das Gewicht des Prinzen zu erhöhen, sind allerlei humorvolle Tricks erlaubt: So darf das Funkemariechen kurzerhand mit auf den Sessel hüpfen, oder es werden versteckte schwere Gegenstände ins Kostüm geschmuggelt. Währenddessen wird das Behältnis auf der anderen Seite mit Bonbons, Schokolade und anderen süßen Leckereien gefüllt. Erst wenn sich die Waage halbwegs im Gleichgewicht befindet, ist die närrische Aufgabe erfüllt. Diese Tradition sorgt jedes Jahr für zahlreiche Lacher und vor allem für eine besonders üppige Kamelle-Ausbeute für die Zuschauer. Ein echtes Highlight für Groß und Klein, das zeigt, dass Karneval im Münsterland mit jeder Menge Humor und Kreativität gefeiert wird!
„Fule“ und „Buxenbeer“ – Alte Fastnacht in den Bauerschaften Hollich und Sellen-Veltrup
In den Bauerschaften Hollich und Sellen-Veltrup im Kreis Steinfurt wird die Fastnacht auf ganz besondere Weise gefeiert – und das etwas später als im restlichen Münsterland. Die größte Bauerschaft der Region, Hollich, pflegt mit „Fule“ und „Buxenbeer“ eine Tradition, die Jahrhunderte zurückreicht.
Einige Tage vor der Feier wird dem Fastnachtsbauern, der als Gastgeber fungiert, die sogenannte „Fule“ überreicht. Dieses Ehrenzeichen, ein großes herzförmiges Gebilde, ist aufwendig mit Glanzpapier und Papierröschen geschmückt. Zahlreiche Freiwillige arbeiten abends gemeinsam an diesem besonderen Symbol, das die Wertschätzung der Bauerschaft für ihren Gastgeber ausdrückt.
Am Wochenende nach Rosenmontag – also zur „Alten Fastnacht“ – findet auf dem Hof des Fastnachtsbauern das „Buxenbeer“ statt. Früher war diese Nachfeier vor allem jungen Männern vorbehalten, daher der Name. Heute ist das „Buxenbeer“ ein großes öffentliches Fest mit Musik, Tanz und ausgelassener Stimmung, das zahlreiche Gäste aus dem gesamten Münsterland anlockt. Höhepunkt der Veranstaltung ist das symbolische Ersäufen eines „Strohkerls“. Dabei wird eine Strohpuppe, die als Mann gekleidet ist, von einem als Frau verkleideten Teilnehmer zu einem nahegelegenen Tümpel gebracht. Nach einem Abschiedstanz und einer humorvollen Rede wird der Strohkerl unter lautem Gelächter versenkt – ein symbolisches Ende der närrischen Zeit.
Die Tradition der „Alten Fastnacht“ hat tiefe historische Wurzeln, die auf die calvinistische Grafschaft Steinfurt zurückgehen. Reformierte Geistliche versuchten ab dem 16. Jahrhundert, das wilde Fastnachtstreiben zu unterbinden, während die katholische Geistlichkeit im übrigen Münsterland mit Bußritualen und Gebeten das bäuerliche Feiern eindämmte. In Steinfurt hingegen hielt sich der Brauch hartnäckig – bis heute feiern die Bauerschaften Hollich und Sellen-Veltrup die Fastnacht einige Tage später, nach dem alten Kalender.