Das Landmaschinenmuseum in Riesenbeck © Münsterland e.V.
Harte Arbeit auf dem Land –
Das Riesenbecker Landmaschinenmuseum

Harte Arbeit auf dem Land – Das Riesenbecker Landmaschinen-Museum gibt Einblicke in die Landwirtschaft

von Victoria Höwische am 17.03.2025
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Es ist Sonntag und ich besuche das Landmaschinen-Museum des Heimatvereins Riesenbeck gemeinsam mit meinem Mann. Wir sind aber hauptsächlich wegen der Sonderausstellung hier, muss ich ganz ehrlich zugeben!

Die Sonderausstellung als Publikumsmagnet

„Sikubeck“ steht auf einem Ortsschild. Es ist ein Wortspiel mit dem Hersteller von Modellfahrzeugen (Siku) und dem Ortsnamen des ansässigen Museums, Riesenbeck. Hier gibt es eine Modelllandschaft für Landwirtschaft, also einen Landwirtschaftssimulator in Miniaturgröße. Zwei große Platten sind mit einer Substanz gefüllt, die stark an Ackerboden erinnert. Die ferngesteuerten Schlepper ziehen ihre Bahnen auf dem Modellacker und düngen und pflügen fleißig. „Ich hab mich in der Scheune festgefahren!“, tönt es aus einer Ecke. Ein Junge im Grundschulalter versucht verzweifelt den Trecker aus dem Gebäude zu lenken – vergeblich! Sofort kommt Hilfe durch einen Museumsmitarbeiter. Endlich geht’s weiter! Die Sonderausstellung „Sikubeck“ mit den Siku-Control-Fahrzeugen aus der Landwirtschaft sind der absolute Publikumsmagnet. Seit einem Jahr läuft sie im Landmaschinenmuseum und wurde wegen des Zuspruchs verlängert. Weil das Fahren der Modellfahrzeuge so begehrt ist, müssen sich Interessenten vorab per Mail anmelden.

Landwirtschaft im Münsterland

Die Geräte, die in dem großen Gebäude verteilt sind, wecken dann aber doch unser Interesse. Da steht eine Kartoffelsortiermaschine, die zu Anschauungszwecken keine richtigen Kartoffeln, sondern andere runde Gegenstände sortiert, z.B. Tennisballkartoffeln oder Überraschungseikartoffeln. Die Mechanik ist simpel und effektiv und wird natürlich mit menschlicher Muskelkraft bedient.

Wir starten unseren Rundgang beim ersten Ausstellungsbereich „Urbarmachung und Düngen“. Bildschirme mit Touchfunktion geben uns wichtige Informationen zu diesem Bereich und erklären einzelne Werkzeuge und Arbeitsschritte. Doch Geschichten lassen sich am ehesten noch von Menschen erzählen und so bekommen wir auf Nachfrage eine ausführliche Erklärung zu diesem Bereich von einem ehrenamtlichen Museumsmitarbeiter, der als Kiepenkerl verkleidet ist. „Das Münsterland war entweder sandig oder moorig.“, hören wir. Unsere Vorfahren mussten das Land also erst fruchtbar machen. Wälder wurden abgebrannt, Moore trockengelegt und der sandige Boden wurde mit Plaggen bearbeitet. „Zum Esch“, „Eschgrund“ oder auch mein Nachname „Höwische“ steht in direktem Zusammenhang mit der Urbarmachung des Bodens. Heidekraut und andere Pflanzen, die sogenannten Plaggen, wurden vom sandigen Boden abgetragen, getrocknet, zu Einstreu für den Stall verarbeitet und auf dem (noch nicht vorhandenen) Acker, dem „Esch“ gestreut. So wurde der Boden nach und nach mit organischem Dünger aufgeschüttet, wuchs etwa 1mm pro Jahr und bildete eine Schutzschicht gegen den sandigen Untergrund. Der Grundstein für einen fruchtbaren Ackerboden war also gelegt, sodass dieser Bereich landwirtschaftlich genutzt werden konnte. In Riesenbeck beispielsweise konnte man wissenschaftlich nachweisen, dass der Boden 800mm durch diese Bearbeitung gewachsen ist, d.h. diese Technik wurde mindestens 800 Jahre in dem Gebiet umgesetzt.

Neben diesem ersten Themenbereich gibt es noch neun weitere Themenbereiche zu entdecken. Gezeigt werden die Entwicklungssprünge der Landmaschinen und Arbeiten im Haushalt mit einfachen Geräten.

Kartoffelsortiermaschine © Münsterland e.V./Sebastian Lehrke

Eine ganze Hofanlage für die Landmaschinen

Besonders interessant finde ich eine Deutschlandkarte, die die regional typischen Bauernhausstile zeigt. Klar, Fachwerk im Münsterland. Aber auch die anderen Höfe erkenne ich teilweise wieder, wie etwa die bayrischen Holzhäuser mit ihren überdachten Balkonen und dem dunklen Holz.

Das Museum ist auf mehrere Gebäude aufgeteilt. Der Hauptteil der Ausstellung befindet sich in der Ausstellungsscheune, daneben gibt es noch eine Remise. Beide Gebäude wurden aufwändig restauriert und klimatisiert, sodass die landwirtschaftlichen Geräte nicht verwittern und die Ausstellung durch moderne Bildschirme erweitert werden konnte. Zu besonderen Anlässen öffnen auch die Schmiede und das alte Backhaus ihre Türen und zeigen die Arbeit rund um Feuer und Eisen.

Von April bis Oktober öffnet auch ein ehrenamtlich betriebenes Café die Pforten und empfängt Besucherinnen und Besucher mit selbstgebackenem Kuchen und frischem Kaffee.

Warum gibt es eigentlich ein Landmaschinen-Museum in Riesenbeck? Ganz einfach: Riesenbeck war Sitz dreier bedeutender Landmaschinenhersteller. Heute ist nur noch ein Unternehmen aus Riesenbeck in dieser Sparte tätig, aber die Geschichte lebt weiter.

Der Eingang vom Landmaschinenmuseum Riesenbeck © Münsterland e.V./Sebastian Lehrke

Fazit

Das Landmaschinenmuseum Riesenbeck ist ein interessantes Ausflugsziel für diejenigen, die eng mit der Landwirtschaft verbunden sind, da sie viele der ausgestellten Geräte kennen. Es ist aber auch spannend für alle, die – wie ich – wenig über Landwirtschaft wissen und mehr über das Münsterland erfahren wollen.

Durch die Sonderausstellung sind besonders die jüngeren Gäste fasziniert. Für Fans von Trettreckern und Bobbycars stehen einige Exemplare davon in der Remise zum Ausleihen bereit. Damit kann dann über den Hof gefegt werden, während die Eltern oder Großeltern sich umsehen.

Dank der unermüdlichen Arbeit der Ehrenamtlichen des Heimatvereins Riesenbeck wurde diese Ausstellung in dem Umfang erst möglich. Daher auch an dieser Stelle meinen größten Respekt allen ehrenamtlich Tätigen!

Lageplan

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Victoria Höwische © Victoria Lennerz

Über Victoria Höwische

Mein Name ist Victoria und ich bin Social Media Managerin beim Münsterland e. V. Durch die Blogger- und Influencerkooperationen, die ich bei uns koordiniere, stoße ich immer wieder auf die „hidden gems“ im Münsterland dank Tipps der Einheimischen und Kooperationspartnerinnen und –partnern aus den Münsterland-Kommunen. Es freut mich jedes Mal, wenn ich meine Entdeckungen teilen und damit beweisen kann, dass das Münsterland alles andere als langweilig ist. Die meisten Orte habe ich schon selbst, mit Freunden oder meiner Familie besucht. Dadurch bekomme ich neben meinen eigenen Eindrücken auch gleich die Meinung von Außenstehenden mit, die nicht jeden Tag die „Münsterlandbrille“ auf der Nase sitzen haben. Auch wenn die Region nicht vor Höhenmetern strotzt und weltweit bekannte Wahrzeichen beheimatet, überrascht sie mich doch jedes Mal aufs Neue.

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