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Schloss Loburg: Geschichte(n) großer Namen

Schloss Loburg: Geschichte(n) großer Namen

von GastautorIn am 30.04.2023

Blick hinter die Kulissen bei Kunst und Kaffee

Nordöstlich von Ostbevern liegt verträumt inmitten eines englischen Landschaftsparks ein neobarockes Juwel: Schloss Loburg. Das erst 1900 auf den Fundamenten des zuvor abgebrannten Barockschlosses errichtete Gebäude beherbergt nicht nur das Gymnasium und Internat Collegium Johanneum, sondern darüber hinaus auch eine interessante Kunstsammlung. Während die Gartenanlagen jederzeit zu einem Spaziergang einladen, ist ein (geführter) Blick hinter die Kulissen nur selten möglich. Die Entdeckerstorys-Familie hat die Gelegenheit genutzt und auf Einladung des Vereins Ostbevern Touristik „Kunst und Kaffee im Schloss“ genossen.

Rettung in letzter Sekunde

Friedrich Schiller hätte diese Geschichte zweifelsohne gefallen, die der ehemalige Johanneum-Lehrer Ulrich Lunkebein bei Schwarzwälder Kirschtorte im Salon erzählt: Denn so ähnlich wie in Schillers Ballade „Die Bürgschaft“ mag es sich abgespielt haben, als vor bald 300 Jahren Karl Friedrich Freiherr von Elverfeldt seinen Freund in letzter Minute vor der Hinrichtung rettete. „Der Überlieferung nach hatte Friedrich Christian von Beverförde zu Werries, genannt ,der tolle Werries‘, zwei Franzosen erschossen, die ihm sein Vieh stehlen wollten“, weiß der Geschichtslehrer. Inhaftiert in der Zitadelle Wesel, wartete er auf die Vollstreckung des Todesurteils. Stattdessen schlug die Stunde des treuen Freundes von Elverfeldt, der sich mit einem Gewaltritt auf den Weg nach Mainz zum Oberbefehlshaber machte. „Im Hauptquartier von Gideon Ernst von Laudon erwirkte er ein Gnadengesuch — und kam gerade noch rechtzeitig zurück nach Wesel“, erzählt Lunkebein.

Ein Hauch Versailles in Ostbevern

Was wie eine kurzweilige Anekdote aus alten Zeiten klingt, hat bis heute erhebliche Auswirkungen auf Schloss Loburg in Ostbevern und vor allem dessen Besitzer, die Familie Elverfeldt genannt von Beverfoerde zu Werries . Denn der kinderlos gebliebene Übeltäter vermachte seinen Besitz (und seinen Namen) 1768 zum Dank dem erst einjährigen Sohn des Lebensretters, Friedrich Clemens von Elverfeldt zu Dahlhausen und Steinhausen. Und dieser wiederum, derart zu ungeahntem Reichtum gekommen, erwarb 1785 das Schloss Loburg von der Familie von Nagel, die sich mit dem barocken Prachtbau nach den Plänen von Johann Conrad Schlaun schlichtweg übernommen hatte. Der 18-Jährige, der nach der Erbschaft über ausgedehnte Ländereien und genügend Geld verfügte, hatte keine Probleme, den repräsentativen Bau der Mode entsprechend zu vollenden, inklusive barockem Garten und Orangerie. Kein geringeres Bauwerk als Versailles war das Vorbild, denn: „Alle Welt schaute damals auf den französischen Königshof“, erklärt Lunkebein seinen Zuhörerinnen und Zuhörern.

Von Beethoven zu Picasso

Das Ende kam in einem Sommergewitter am Abend des 22. Juli 1899, als das Schloss bis auf die Grundmauern abbrannte — und mit ihm übrigens eine unveröffentlichte Beethoven-Sonate in einem Tresor, die der Komponist einer ehemaligen Schlossherrin, seiner Schülerin Maria Anna Wilhelmine von und zu Westerholt-Gysenberg, gewidmet hatte … Mit dem Wiederaufbau sollten später jedoch andere Kunstwerke ins Schloss einziehen. Ulrich Lunkebein ist mit seiner Gruppe inzwischen im ersten Stock angelangt und zeigt sie seinen interessierten Zuhörerinnen und Zuhörern: Säuberlich gerahmt und selbstverständlich gut gesichert hängen im Lichthof vor dem Büro der Schulleitung Originaldrucke, die die Herzen von Kunstkennerinnen und Kunstkennern höherschlagen lassen: Picassos Friedenstaube gibt sich ein Stelldichein mit Albrecht Dürer, Käthe Kollwitz trifft auf Cézanne, Max Beckmann und weitere Expressionisten . Wie kommt ein Bischöfliches Gymnasium zu einer derartigen Ausstellung? Lunkebein kennt die Antwort: „Unser ehemaliger Kunstlehrer Theo Schäfer hat die Werke in den 60er-Jahren für die Schule erworben, als ein Teil der Fördermittel in Kunst investiert werden musste.“ Expressionismus in einem Barockschloss? Für die einen ein reizvoller Kontrast, für die anderen ein Stilbruch. Der Gästeführer bleibt gelassen: „Da muss man ganz klar unterscheiden: Kunst — und Geschmack.“

Insidertipp

Im Mai empfiehlt sich ein Spaziergang durch die Parkanlage besonders — denn dann empfängt Besucherinnen und Besucher dort die Rhododendron-Blüte. So weit das Auge reicht, präsentieren sich die historischen Bestände in voller Pracht.

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Ein Ort zum Entdecken

Es ist eine Geschichte von vielen, die Schloss Loburg zu einem spannenden Entdeckerort machen. So wie der Sandsteinkamin im Salon, der eigentlich aus dem Kloster Vinnenberg stammt und den großen Gewitterbrand überlebt hat, ebenso wie das Altarbild in der Kapelle. Die Eichenpfähle in der Gräfte, die unter dem sinkenden Grundwasser und der Klimaerwärmung leiden. Die Tatsache, dass die 130 Räume noch bis weit ins 20. Jahrhundert lediglich von einer sechsköpfigen Familie — allerdings unterstützt von 60 Angestellten — bewohnt wurden, bevor der Bischof von Münster das Schloss 1951 pachtete, um hier eine Schule einzurichten. Oder dass um die 100 Internatsschülerinnen und -schüler, die den Reigen der derzeit 750 Kinder und Jugendlichen aus der Umgebung vervollständigen, aus 14 Nationen stammen. Eines ist sicher: All das hätte sich der kühne Freiherr vor 300 Jahren sicherlich nicht träumen lassen, als er aufs Pferd sprang, um seinem Freund das Leben zu retten …

Kulinarischer Insidertipp

Nach der Besichtigung noch Appetit auf etwas Herzhaftes bekommen? Mit dem Fahrrad keine halbe Stunde entfernt, lädt das Heidehotel Waldhütte am Rand von Telgte mit seinem romantischen Ambiente zu einem genussvollen Ausklang des Ausflugs ein: heidehotel-waldhuette.de

Über die Gastautorin

Dieser Beitrag wurde verfasst von unserer Gastbloggerin Ines-Bianca Hartmeyer. Ihr wollt mehr von Ines-Bianca lesen? Besucht Sie auf ihrem Blog unter entdeckerstorys.de

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Termine in Ostbevern

Wenn du neugierig geworden bist: Ostbevern veranstaltet ganzjährig Führungen, Events und andere Aktivitäten. „Kunst und Kaffee im Schloss“ ist eine von vielen Veranstaltungen. Startpunkt ist um 15 Uhr am Eingang von Schloss Loburg, die Führung dauert circa zwei Stunden und kostet 15,60 Euro pro Person (inklusive Verzehr).
Aktuelle Termine gibt es unter ostbevern-touristik.de/termine
Anmeldungen unter info@ostbevern-touristik.de oder 02532 | 4310350

Lageplan Schloss Loburg

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