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Tropische Trompetenbäume unterm Windrad
Sebastian Altekamp Trio feat. Ingmar Meissner im Bioenergiepark Saerbeck

Tropische Trompetenbäume unterm Windrad - Konzertreihe Trompetenbaum & Geigenfeige

von Andre Sebastian am 21.07.2023
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Es wird heiß

Das Thermometer zeigt 31 Grad – im Schatten. Die Sonne strahlt erbarmungslos vom blauen Himmel. Also schnell noch eincremen, Sonnenbrille und Sonnenhut aufsetzen, Trinkflasche füllen und auf geht’s nach Saerbeck.

Zwischen Biogas und Kompostwerk – grüner Strom im Überfluss

Heute lädt die Veranstaltungsreihe Trompetenbaum & Geigenfeige zu einem Konzert mit dem Sebastian Altekamp Trio ein. Der Untertitel dieser etablierten Reihe, lautet „Musik in Gärten und Parks im Münsterland“. Doch diesmal findet die Veranstaltung an einem ganz besonderen Ort statt: dem Bioenergiepark Saerbeck. Die große Resonanz an diesem Nachmittag beweist, dass Windräder, Photovoltaik- und Biogasanlagen sowie Kompostwerke genauso einladend sein können wie Rosen, Primeln und ein Buchenhain: Knapp 100 neugierige Besucherinnen und Besucher haben sich auf den Weg gemacht, um Kunst und Klima zu erleben.

Bevor die Musik den Ton angibt, nutzen einige interessierte Menschen das Angebot, sich vom Saerbecker Bürgermeister Dr. Tobias Lehberg persönlich den Bionergiepark vorstellen zu lassen. Das in den 80er Jahren als Munitionsdepot der Bundeswehr angelegte Areal sollte nach dem Kalten Krieg in eine friedlichere Nutzung überführt werden. Ideen gab es viele, durchgesetzt hat sich aber die des Energieparks. Seit 2009 darf sich Saerbeck „NRW-Klimakommune der Zukunft“ nennen. Mit dem Ziel, bis 2030 klimaneutral zu werden, produziert der Bioenergiepark bereits jetzt über 200% des Strombedarfs der Kommune. Ein kleiner Höhepunkt dieses informativen Vorprogramms war die Begehung eines Windrades. Leider – oder zum Glück – konnten wir nur das „Erdgeschoss“ besuchen. Die nächste Etage wäre knapp 200 Meter höher gewesen.

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Kunst im Bunker

Aber warum gibt es hier neben Umweltbildung, Naturschutz und klimafreundlicher Praxisforschung nun auch Kunst und Kultur? Seit wenigen Monaten gibt es den gemeinnützigen Verein BUNKER 11, der sich um das kulturelle Programm im Bioenergiepark kümmern möchte. Vereinsvorsitzender Martin Baur-Mainka begrüßt daher auch die zahlreichen Gäste zum Beginn des Musikprogramms. Er stellt den Verein kurz vor und dankt den aktiven Mitgliedern, die sich heute u.a. um das leibliche Wohl der zahlreichen Gäste kümmern. Neben Kaffee und selbstgebackenem Kuchen gibt es hausgemachtes Konditoreneis von der Saerbecker Eispatisserie Lieschen.

Insidertipp

Über diese tolle Eispatisserie hat auch schon meine Kollegin Lisa gebloggt: Blogbeitrag Lieschen Saerbeck

Führungen durch den Bioenergiepark und Informationen zu den vielfältigen Angeboten der Klimakommune Saerbeck gibt es hier: klimakommune-saerbeck.de

Küste, Horizont und Folks Musik

Nachdem sich alle mit kulinarischen Köstlichkeiten versorgt haben und sich im Schatten niedergelassen haben, geht es auf der Bonsai-Bühne los. Diese von Sebastian Netta, dem Schlagzeuger des Trios, konzipierte und gebaute Bühne ist mobil, autark in Bezug auf Stromversorgung, nachhaltig und ein wahrer Blickfang. Zwischen dem massiven Bunker auf der einen Seite und dem gigantischen Windrad auf der anderen Seite wirkt sie wie ein Objekt aus einer anderen Welt.

Bevor die ersten sanften Töne erklingen, begrüßt Bandleader Sebastian Altekamp die Zuhörerinnen und Zuhörer und stellt das musikalische Konzept des Nachmittags vor. Das Projekt "Shore and Horizon" (Küste und Horizont) ist eine künstlerische Hommage an seine Mutter, Erika Altekamp-van Loyens. Als Künstlerin inspirierte sie ihren Sohn mit ihren Aquarellen, die als Quelle seiner kompositorischen Arbeit für dieses Projekt dienen. Einige dieser Arbeiten kann man an diesem Nachmittag betrachten. Neben dem Namensgeber Sebastian Altekamp gehören Sebastian Netta (Schlagzeug) und Ingo Senst (Kontrabass) zum Trio. An diesem Nachmittag wachsen die Drei jedoch zu einem Quartett an, da sie von Ingmar Meissner an der Violine begleitet werden.

Während im ersten Teil ihres Sets das „Shore and horizon“-Projekt im Mittelpunkt steht, geht es im zweiten Teil um die Folks Musik. Hier verweben die Musiker die Traditionen der Jazzstilistik mit den Melodien der Volkslieder.

Die (Kultur)Karawane zieht weiter

Es ist schon früher Abend, die Sonne hat schon etwas an Kraft eingebüßt und die Schatten sind länger geworden, als das letzte Lied erklingt. Die Instrumente werden eingepackt, die Stühle gestapelt und die Bühne eingeklappt. Sie zieht ebenso weiter durchs Münsterland wie die Reihe Trompetenbaum & Geigenfeige. Noch bis zum 3. September sind an (fast) jedem Sonntag Konzerte in den Gärten und Parks des Münsterlandes zu erleben. Weitere Infos zu den Orten und den Künstlerinnen und Künstlern gibt es unter trompetenbaum-geigenfeige.eu

Informationen zu den vielfältigen Programme der Bonsai-Bühne und den Spielorten sind zu finden unter wuw-konzerte.de

Wer mehr über BUNKER11 und seine Aktivitäten wissen möchte, kann unter der Mailadresse info.bunker11@web.de einen Infoflyer anfordern.

Für mich geht ein heißer Tag mit vielen Informationen, Impressionen und schöner Musik zu Ende. Und wiedermal beeindruckt mich, wie das Neben- und Miteinander von scheinbaren Gegensätzen durch die Ideen von kreativen Menschen im Münsterland zu etwas ganz Besonderem wird.

Über den Autor

Andre Sebastian leitet das Kulturbüro Münsterland, ist Mitglied in der Stiftung Kunst & Kultur und engagiert sich beruflich für die Kulturakademie Münsterland.

Lageplan Bioenergiepark Saerbeck

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Über Andre Sebastian

Hi! Mein Name ist Andre und ich seit zehn Jahren leite ich das Kulturbüro beim Münsterland e.V. Obwohl ich in Köln geboren wurde, bin ich bereits im zarten Alter von acht Jahren nach Münster gezogen.

Trotz meiner langen Zeit hier habe ich die Region erst so richtig ins Herz geschlossen, seit ich beim Münsterland e.V. angefangen habe. Man kann sich kaum vorstellen, was für eine bunte Kulturlandschaft wir haben, wenn man es nicht selber erlebt hat. Von Isselburg bis nach Oelde und von Recke bis nach Olfen gibt es echt eine Menge kultureller Sehenswürdigkeiten zu entdecken.

Ich lebe in Münster und mag es, sowohl die städtischen Angebote wie den Wochenmarkt, die zahlreichen Theater und Kinos, gemütliche Cafés und traditionsreiche Kneipen direkt vor der Haustür zu haben, als auch binnen weniger Minuten in der unberührten Natur zu sein. Wenn mich nicht gerade die Kultur ins Münsterland hinauszieht, liebe ich es, mit dem Fahrrad oder mit meinem Kanu die Gegend zu erkunden.

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