Treffpunkt ist um 10.30 Uhr am Haupteingang des NRW Landgestüts in Warendorf. Ich bin verabredet mit einer Gruppe Neu-Münsterländerinnen und Neu-Münsterländer, die an einem Willkommensevent teilnimmt. Wir bekommen eine Führung durch das Landgestüt. Es ist wieder einer dieser ungewöhnlich warmen Herbsttage. Die großen Laubbäume im Innenhof sind bunt gefärbt, die mit Kletterpflanzen teilweise bewachsene Fassade leuchtet in rotem und gelbem Blätterkleid. Paradox I, der ehemalige Landbeschäler des Gestüts, wacht in der Mitte des Innenhofes vor dem mit passenden Blumen bepflanzten NRW-Wappen. Übrigens nicht zu verwechseln mit Polydor, der wiederum im Pferdemuseum Münster steht.
Nach und nach trudeln die Teilnehmenden der Gruppe ein. Sie melden sich bei meiner Kollegin, bekommen ein Namensschild und dürfen sich dann ganz auf die noch bestehenden Programmpunkte freuen. Das Willkommensevent findet übers Jahr verteilt an unterschiedlichen Orten im Münsterland statt und richtet sich an diejenigen, die entweder ganz neu im Münsterland sind oder an diejenigen, die wieder ins Münsterland zurückgekommen sind. Einen Job haben sie schon, aber es fehlen noch private Kontakte und manchmal auch einfach die Kenntnis über die neue Heimat. Die Teilnahme an dem Willkommensevent ist kostenfrei, die Organisation übernimmt der Service Onboarding@Münsterland.
23 aufmerksame Münsterland-Neulinge hören dem Gästeführer Simon gespannt zu. Wir stehen anfangs an der Tafel, die die Haupt- und Landgestüte und Landgestüte auf einer Deutschlandkarte zeigt. „Ein Haupt- und Landgestüt hat Zuchthengste und Zuchtstuten. Ein Landgestüt hat keine Zuchtstuten, nur Hengste“, erläutert uns Simon. Wir sind in einem Landgestüt, uns erwarten heute also nur Hengste in den Stallungen. 1888/1889 wurde das Landgestüt in Warendorf fertig gestellt und Simon erklärt uns die Aufgabe des Gestüts: „Früher brauchte man gute Kutsch- und Reitpferde für das Militär. Um die bäuerliche Pferdezucht zu verbessern, etablierte man das Landgestüt.“ Heute geht es vor allem um Tradition. Dass Nordrhein-Westfalen ein Landgestüt hat, ist nicht selbstverständlich. Nicht jedes Bundesland hat ein Gestüt. Allerdings hat das Landgestüt in Warendorf eine Besonderheit: das Rheinisch-Deutsche Kaltblut.
Wir durchschreiten das dunkelgrüne Tor, das den Weg zu den Stallungen öffnet. Hier sieht man direkt auf den großen Paradeplatz, auf dem Veranstaltungen wie die „Warendorfer Hengstparaden“ oder die „Symphonie der Hengste“ stattfinden. Im ersten Stall erwarten uns die Kaltblüter, die auch liebevoll „die Dicken“ genannt werden. Ein ruhiges Gemüt, Gelassenheit und sehr viel Kraft zeichnet diese muskulösen Pferde aus. Die ersten Teilnehmenden stecken zaghaft ihre Finger durch die Gitterstäbe und neugierig schnuppernde Nüstern lassen sich vorsichtig streicheln. „Die Namensgebung ist übrigens nicht willkürlich“, weist uns Simon auf die Namensschilder hin. „In Westfalen werden die Fohlen immer mit dem Anfangsbuchstaben ihres Papas benannt.“ Eine Familie mit zwei Kindern guckt nun nur noch auf die Namensschilder. „Ferrari Superfast“, liest die Mutter ihren beiden Söhnen vor. „Ferrari ist das schnellste Auto auf der Welt. Witzig, dass das Pferd so heißt, nicht?“ Die beiden blonden Köpfe nicken wild und ziehen zum nächsten Namensschild weiter.
Vom Kaltblutstall geht es nun in den Warmblutstall, der sich durch das Kreuzganggewölbe auszeichnet . Im Gegensatz zum „neuen“ Stall sieht man hier die Historie in der Architektur, denn am Gewölbe treffen sich vier konkave Flächen in der Mitte. Links und rechts reihen sich die Pferdeboxen. Geschäftiges Treiben zeigt uns, dass dies hier eben nicht nur ein Pferdestall, sondern auch ein Arbeitsplatz ist. Da werden Pferde aus den Boxen geholt, wieder hineingebracht, Schubkarren werden durch die Gänge geschoben, das Heu wird portioniert vor die Boxen geschoben. Wir stoppen beim Herzensbrecher der Warmblüter, es ist „Charmeur Blanc“. Die Smartphones werden gezückt, denn dieses Tier ist eine wahre Schönheit. Eine Mitarbeiterin legt ihm gerade Gamaschen an die schlanken Pferdebeine an. Der Hengst wirkt ziemlich frech und sie bestätigt den Eindruck. „Er ist sehr selbstbewusst. Unter dem Sattel ist das super, aber so ist es manchmal anstrengend.“ Die Handys werden wieder weggesteckt und es geht aus dem Stall raus zur Führanlage, wo einige Pferde ihre Runden drehen. „Wie viel kostet so ein Pferd, wenn es mal groß ist?“, möchte ein Teilnehmer wissen. Es komme auf die Abstammung, den Ausbildungsgrad, die Erfolge bei der Leistungsprüfung und Körung an, dann würden sie im 5-stelligen Bereich starten und bis zu mehreren Millionen gehen, beantwortet uns Simon die Frage. Viele Augenbrauen gehen dabei in die Höhe. So hohe Summen sind schon irre.
Vor dem letzten Stall erwartet uns der dunkelbraune Hengst Arpeggio. Simon gesteht uns, dass das sein Lieblingspferd ist. Leicht ergrautes Fell umrandet seine Augen – kein Wunder, denn seit 1995 ist er auf der Welt. Die Mitarbeiterin führt ihn am Strick über das Gelände und bringt ihn zurück, als wir uns gerade das Pferdesolarium angucken. Das ist schön warm und löst Muskelverspannungen – da würde ich mich nach einem langen Bürotag auch gerne mal drunterstellen!
Neben den "alten Hasen" gibt es auch viele Nachwuchshengste im Landgestüt. Wenn ein bisschen Pferdeinteresse besteht, sucht euch ein Pferd aus und verfolgt die Karriere in der jeweiligen Disziplin. Vielleicht ist der nächste Cornado I mit dabei, der im Springen zu den erfolgreichsten Pferden gehörte?
Die beiden Blondschöpfe gucken sich immer noch jedes Namensschild an. „Auf dem Nachhauseweg können wir uns ja lustige Pferdenamen überlegen“, schlägt die Mutter vor. Bei dem Gedanken an das Spiel muss ich innerlich schmunzeln. Manch Züchter wäre sicherlich dankbar um großen Namensinput.
Wir verlassen den Stall und gehen wieder Richtung Eingang. Hier gibt’s noch ein Gruppenbild vor Paradox I im strahlenden Sonnenschein. Die Münsterland-Neulinge dürfen jetzt noch beim Italiener zu Mittag essen . Sie haben es nicht weit, denn die Innenstadt ist nur wenige Gehminuten vom Landgestüt entfernt. Ich verabschiede mich von den Teilnehmenden. Jetzt scheint das Eis gebrochen und die meisten sind schon untereinander ins Gespräch gekommen. Heute haben die „Newbies“ nicht nur neue Kontakte geknüpft, sondern auch einen wichtigen Pferdeort kennengelernt und wissen nun, warum Warendorf auch die „Stadt der Pferde“ genannt wird.
Eine Jobentscheidung ist auch immer eine Entscheidung für den Lebensort. Damit diese gut gelingt, richtet sich der Service Onboarding@Münsterland sowohl an (neue) Fachkräfte als auch an Arbeitgeber.
Als Willkommensservice unterstützt der Service Onboarding@Münsterland Fachkräfte beim Ankommen und Münsterlanden und Arbeitgeber in der Region bei der Fachkräftesicherung. Der Service Onboarding@Münsterland ist eine regionale Initiative von Arbeitgebern und Wirtschaftsakteuren des Münsterlandes und wird vom Münsterland e.V. mit Unterstützung zahlreicher Institutionen der Region umgesetzt. Mehr dazu unter www.muensterland.com/onboarding
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