Zwischen Alegría und Melancholie © Münsterland e.V. / Philipp Fölting
Zwischen Alegría und Melancholie
Das Münsterland Festival 2025

Zwischen Alegría und Melancholie

von GastautorIn am 06.10.2025

Südspanisches Lebensgefühl zwischen Melancholie und Alegría vor historischer Münsterland-Kulisse: Mit zeitgenössischem Flamenco-Jazz eröffnete am Samstagabend (4. Oktober) Antonio Lizana aus Cadiz im Morriensaal des Falkenhofs Rheine die 13. Ausgabe des Münsterland Festivals. Unter dem Motto „Flamenco mit Flamingos“ präsentiert sich die Veranstaltung diesmal ganz im Zeichen von Gastland Spanien. 50 Tage lang bauen 50 Events an besonderen Orten des Münsterlandes unter der Regie von Münsterland e.V. Brücken über geografische und kulturelle Grenzen hinweg – ein Festival für Vielfalt und Verständigung.

Die Reise beginnt

Die Saalbeleuchtung weicht zarten Pastelltönen, ein letztes Murmeln und Räuspern zwischen den Stuhlreihen. Dann ertönt diese unverwechselbare Stimme: pointiert und dennoch sanft wie Seide, mit einer Spur Sandpapier. Übergangslos versinken die ehrwürdigen Familienporträts derer von Morrien an den Wänden des jahrhundertealten Festsaals im Falkenhof Museum Rheine in einem Klangnebel, der von Licht und Leidenschaft, von Melancholie und Magie des Rhythmus kündet. Das Münsterland Festival part13 ist eröffnet, in Rheine geht die Sonne Südspaniens auf – dank des Ausnahmekünstlers Antonio Lizana aus Cadiz und seinen musikalischen Mitstreitern El Mawi de Cádiz (Gesang und Flamenco-Tanz), David Sancho Mangas (Piano), Arin Keshishi (Bass) und Shayan Fathi (Schlagzeug).

Kultur als Botschafterin

„Projekte wie dieses Festival tragen dazu bei, Verbindungen zu schaffen, sie sind die Grundlage für unsere gemeinsame europäische Zukunft“, hatte José Luis Rodríguez de Colmenares als Gesandter der Spanischen Botschaft zuvor betont. Andreas Grotendorst, Vorstandsmitglied Münsterland e.V., und Lars Krolik, gemeinsam mit der an diesem Abend leider erkrankten Christine Sörries für die Festivalleitung zuständig, stimmten ihm zu: „Das gute Leben im Münsterland“ erfahre eine große Bereicherung durch den Blick in die Welt.

Magie in Bewegung und Klang

Die Künstler des Eröffnungsabends brauchten nur einen Wimpernschlag, um das Publikum im ausverkauften Saal nach Andalusien zu versetzen. Da ist Antonio Lizanas Stimme – mal rau, mal samtig, immer voller Leben. Auf seinem Saxofon – Alt wie Sopran – glänzt er mit einer fast tänzerischen Beweglichkeit, die ebenso virtuos wie überraschend ist. An seiner Seite entfaltet El Mawi de Cádiz temperamentvoll und präzise den Flamenco auf der Bühne. Jeder Schritt, jede Armbewegung, jede Drehung erzählen vom Lebensgefühl Spaniens. Perlende Klavierklänge, die sich mit klanggewaltigen Akkordfolgen abwechseln, rhythmusgebende Bass- und Schlagzeugsequenzen – im Laufe des Abends wird jeder Musiker ein Solist. Gemeinsam bilden die fünf Bühnenkünstler ein kraftvolles Ganzes, das auf der Grundlage von Lizanas neuem Album „Vishudda“ Herz und Sinne des Publikums ergreift.

Auf den Spuren Spaniens

Ob Münsterländer oder andalusische Seele – wo Ernsthaftigkeit und musikalische Leichtigkeit aufeinandertreffen, öffneten Kunst und Kultur Türen, hatte Bürgermeister Peter Lüttmann zu Beginn des Abends nicht zu viel versprochen. Wenn es nach dem Wunsch der Organisatorinnen und Organisatoren geht, wird das in den kommenden fünf Wochen auch so weitergehen. Zu den Höhepunkten des Münsterland Festivals part13 zählen das Clara Peya Duo auf Burg Vischering, das die historischen Mauern mit funkelnden Klavierklängen erfüllen wird, die sinnliche Performance „Eunoia“ im „einsA“ Dülmen, der Auftritt der Pianistin Mélodie Gimard im Rittersaal des Wasserschlosses Raesfeld in Kombination mit der Landpartie, sowie das festliche Konzert des Sinfonieorchesters Münster in Gescher. Wie gewohnt runden Kunstausstellungen und Dialoge das Programm ab, jede Veranstaltung ein kleiner Sprung über Grenzen hinweg, eine Reise auf den Spuren der Magie Spaniens.

Zurück ins Hier und Jetzt

Im Morriensaal in Rheine kommt diese Reise am Eröffnungsabend langsam zu ihrem Ende. Die letzten Akkorde, die letzten Silben, die letzten stampfenden Schritte verklingen. Plötzlich sind sie wieder da, die adeligen Herrschaften und Frauenzimmer in Öl an den Wänden. Sie scheinen nicht mehr ganz so grimmig dreinzuschauen wie zu Beginn der Veranstaltung, vielleicht hat sie der Klang der Alegrías verzaubert? Vor der Tür brechen die Wolken auf, der Mond ist aufgegangen. Im Münsterland derselbe wie in Andalusien – es gibt so viele Gemeinsamkeiten …

Entdeckertipps

Auf den Geschmack gekommen?

Hier geht’s zum Programm: go.muensterland.com/programm

Entdecker-Tipp:

Besondere Musik an besonderen Orten – das ist einer der Eckpfeiler des Festival-Konzepts. Deshalb haben die Besucherinnen und Besucher Gelegenheit, an einigen Veranstaltungsorten an Führungen teilzunehmen. Zum Auftakt entführte das Stadtmuseum Rheine im Falkenhof Interessierte in die Welt der Scherbenschätze der Familie von Morrien. Weitere Gelegenheiten gibt es zum Beispiel am 15. Oktober (Mittwoch) vor dem Konzert mit dem Lucia Fumero Trio an der B-Side in Münster sowie am 7. November (Freitag) im Picasso-Museum, wo vor dem Auftritt von Magalí Sare & Manel Fortià die Sonderausstellung „Face to Face – Picasso und die Pariser Moderne im Spiegel der Fotografie“ zu sehen ist.

Zur Autorin

Dieser Beitrag wurde verfasst von unserer Gastbloggerin Ines-Bianca Hartmeyer. Ihr wollt mehr von Ines-Bianca lesen? Besucht Sie auf ihrem Blog unter: www.entdeckerstorys.de

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