Vom 31. Mai bis zum 02. Juni 2024 findet in Lüdinghausen auch in diesem Jahr wieder die ANNOTOPIA-Reise statt! Und dies bereits zum sechsten Mal! Wir freuen uns auf das Fest an der Burg Vischering und natürlich wieder auf viele Gäste aus den verschiedensten Epochen, die der Gastgeber Professor Abraxo auf seinen Zeitreisen mit dem Steamrider kennenlernt und nach ANNOTOPIA einlädt.
Ich checke den Regenradar, bevor wir losfahren. Heute soll es nach Lüdinghausen gehen – aufs Annotopia, ein Festival mit verschiedenen Welten. Könnte nass werden… Schirm, Regenjacke und Schal packen wir vorsichtshalber noch mit ein. Denn für uns gibt es kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung! Das Annotopia gastiert in diesem Jahr vom 1.-3. Oktober zwischen der Burg Lüdinghausen und der Burg Vischering in Lüdinghausen. Wir haben das Spektakel bereits letztes Jahr besucht und waren ziemlich beeindruckt!
Nicht vom schlechten Wetter abschrecken lassen! Das Gelände ist sehr weitläufig und selbst ein kleiner faltbarer Bollerwagen, in dem man Regenjacke und Schirme verstauen kann, hat Platz genug.
in der Nähe der Burg Lüdinghausen bekommen wir einen Parkplatz und folgen den Schildern bis zum Eingang. Hier erwartet uns die Endzeit, in der keine Gesetze mehr herrschen, die restlichen Menschen kämpfen ums Überleben und der Weltuntergang ist nahe. Auf einem durch Tore klar abgegrenzten Bereich reihen sich Motocrossmaschinen und umgebaute Trucks, Vans und Kombis aneinander. Die vorherrschende Farbe: Rostbraun, Stahlgrau, rußiges Schwarz. Alles ist auf Verteidigung getrimmt, an jeder Ecke glimmt eine leere Öltonne mit den letzten Resten von Holzscheiten auf, immer wieder spannt sich ein Zeltdach mit Tarnmuster zwischen provisorischen Lagern auf. Im Schatten der Burg Lüdinghausen wirkt auf einmal alles nicht mehr einfach und spaßig, „Mad Max“ liegt in der Luft. Uns kommt ein Mann mit zerschlissenen Klamotten entgegen, in seiner Hand ein Burger mit schwarzem Brot und rostbraunem Patty. Hier passt echt alles zusammen!
Auf dem Weg raus aus der Endzeit und weg von der Burg Lüdinghausen kommen wir an einer Show vorbei, die von einem trotteligen Reiter handelt, der die Prinzessin mit seinen Schwert- und Reitkünsten beeindrucken möchte. Aber statt einem eleganten Ritt, sitzt er falsch herum auf seinem Pferd und trommelt auf den Helmen seiner vermeidlichen Gegner herum statt sie zu schlagen. Ich muss schmunzeln über die einfache Geschichte und das Engagement der Beteiligten. Davon lebt so ein Festival! Bei einem Mittelalterlager bleiben wir stehen und ich frage, ob ich ein Foto von den Dreien machen kann. „Das ist nett, dass du fragst! Das machen die wenigsten“, sagt einer der drei Mittelalterfans. Es gibt Kohl und Hackfleisch über offener Flamme gekocht. Ob sie hier schon mal waren, frage ich. „Wir sind seit dem ersten Annotopia immer hier gewesen. Die Veranstalter sind toll, wir können unser Heerlager aufbauen, bekommen morgens frische Brötchen und für das Feuer wird uns Holz gestellt. Das ist nicht bei jedem Mittelalterfest so.“ Während ich ein Foto mache, läuft Gandalf im Hintergrund vorbei.
Ich bedanke mich bei den Mittelalterfans und möchte gerade weitergehen, als sich drei Bauchtänzerinnen und drei Trommlerinnen mitten auf dem Weg aufbauen. „Da kann jetzt einfach niemand mehr durch“, ruft die eine Trommlerin und gibt gleich mal den Takt an. Die anderen beiden Trommeln steigen ein und die Bauchtänzerinnen mit den klimpernden Gürteln bewegen ihre Hüften keck im Takt, recken die Handgelenke gen Himmel, der wieder dunkler wird und genießen es, dass sich bereits eine Menschentraube um ihre Spontanvorstellung gebildet hat. Hier mischt sich übrigens alles: Römer quatschen mit Orks, Elfen auf Stelzen laufen neben einem Endzeit-Paar und Steampunkfahrzeuge patroullieren mit Storm Trooper. Manchmal ist das Bild, das die Mischungen abgibt, besser als jedes klar eingehaltene Genre.
Wir durchqueren das Römerlager und steuern auf die Burg Vischering zu. Leider haben wir heute Vormittag die große Parade verpasst, aber da hat das Wetter verrückt gespielt. Jetzt fängt es wieder an zu regnen und wir spannen unsere Regenschirme auf. Die ganzen Leute hier tun mir ein wenig leid. So viel Mühe haben sie sich mit den Kostümen, Make-up und Lagern gegeben, das kann so viel Unwetter gar nicht gut aushalten! Wir möchten eine kleine Pause machen und das Treiben auf uns wirken lassen. Neben „Odins Popel und Elfenhaar“ finden wir eine Bank, die wir mit Taschentüchern nach dem kurzen Schauer trocken putzen. Dabei finde ich heraus, dass Odins Popel Popcorn und Elfenhaar Zuckerwatte ist. Wie witzig! Unsere Entscheidung fällt aber auf die Spiralkartoffeln mit Pommes-Gewürz. Was der Bauer nicht kennt…
Da wir mit zwei pubertierenden Teenagern unterwegs sind, müssen wir noch etwas Spannendes machen. Kurz vor der Burg Vischering hat eine Gruppe ihr Lager aufgeschlagen und bietet Axtwerfen, Bogenschießen und Nagel treffen an. Die Entscheidung fällt aufs Axtwerfen (sieht so einfach aus). Der Herr der Äxte erklärt uns, dass wir die Axt genau dann los lassen müssen, wenn sie auf Höhe der Zielscheibe ist. Zu weit unten landet sie im feuchten Gras. Hat sie zu viel Drall, prallt sie ab und bleibt nicht in der hölzernen Zielscheibe stecken. Na gut, kann ja nicht so schwer sein, denke ich mir. „Pock!“ macht es, wenn die Axt am bemalten Holz abprallt, ein dumpfes Geräusch gibt es, wenn sie in den nassen Boden schnellt. Doch nicht so einfach! Nach dem Axtwerfen möchten die Kinder gerne den Nagel mit einer Axt treffen. Aber nicht mit der breiten Seite, wie man meinen könnte, sondern mit der schmalen scharfen Seite! Ein junger Mittelalteraussteller zeigt uns, wie es geht und wechselt sich mit dem Gegenspieler ab. Wir kommen uns ziemlich doof vor, denn egal wie sehr man sich konzentriert, die schmale Seite rauscht immer am Nagel vorbei und trifft das Holz. Netterweise trifft der Junge absichtlich auch mehrmals nicht, bis uns langsam der Spaß vergeht und wir uns fragen, ob das wirklich geht? Es geht. Die Axt schnellt auf den Nagel herunter und wir müssen zweimal gucken, um uns davon zu überzeugen, dass der Nagel wirklich komplett im Holz verschwunden ist. Wir sind baff. „Gehabt euch wohl“, verabschiedet uns der talentierte Junge.