© Münsterland e.V. / Philipp Fölting
Burg Bentheim
Ein Ort voller Geschichten und Geheimnisse

Burg Bentheim - Ein Ort voller Geschichten und Geheimnisse

Das Gute liegt manchmal so nah!

Der erste November fällt in diesem Jahr auf einen Mittwoch, am zweiten November haben wir Hochzeitstag – perfekte Voraussetzungen für ein verlängertes Wochenende.

Zuerst überlegen wir wegzufahren. Da die Wettervorhersage aber nicht besonders verheißungsvoll ist, bleiben wir zu Hause und nehmen uns vor, jeden Tag etwas Nettes zu machen. Mittwoch fahren wir ins benachbarte Osnabrück. Da in Niedersachsen kein Feiertag ist, kann man hier schön bummeln und shoppen. Donnerstag besuchen wir die Ausstellung „Das zerbrechliche Paradies“ im Gasometer in Oberhausen, die nur noch bis Ende des Monats läuft. Freitag sind wir wieder im Ruhrgebiet, diesmal in Dortmund im Ausstellungshaus „Phoenix des Lumières“ und anschließend zu einem kleinen Spaziergang durchs Muttental bei Witten. Samstag fahren wir nach Bad Bentheim und besichtigen dort die gleichnamige Burg. Sonntag zum Abschluss geht es dann noch zu „Recklinghausen Leuchtet“.

Das Gute liegt manchmal so nah!

Alte Schätze und moderne Kunst

Besonders beeindruckt hat uns der Besuch in der Burg Bentheim. Wir fahren zu Hause in Münster gegen 12.30 Uhr los und sind eine Stunde später vor Ort. Burg Bentheim liegt mitten in der Stadt. Imposant thront die einzige Höhenburg des Münsterlandes auf einem Sandsteinrücken. Ihre ersten Erwähnungen lassen sich bis auf das Jahr 1050 zurückverfolgen.

Als erstes fällt der mächtige Pulverturm ins Auge.

Direkt vor der Burg finden wir einen Parkplatz und machen uns auf, durch das obere Burgtor zur Kasse. Im Internet hatte ich gelesen, dass jeden Samstag um 14 Uhr eine öffentliche, deutschsprachige Führung stattfindet. Leider habe ich übersehen, dass von November bis März andere Termine gelten. Die freundliche Dame im Kassenhäuschen erklärt uns, dass im Herbst/Winter samstags eine niederländischsprachige, öffentliche Führung und sonntags eine deutschsprachige, öffentliche Führung stattfinden.

Da sich unser Niederländisch auf „Hoi“ und „Goeden Dag“ beschränkt, beschließen wir, den Burgführer für 3 Euro zu kaufen und die Burg auf eigene Faust zu erkunden.

Im Burginnenhof werden schon die Buden für den Weihnachtsmarkt aufgebaut, der am 30.11.2023 beginnt. In dem stimmungsvollen Ambiente ist dieser sicherlich besonders schön.

Bei unserem Rundgang folgen wir der Ausschilderung und unserem Begleitheft, die uns beide zuerst in die Katharinenkirche führen, die durch ihre Schlichtheit besticht. Hier gibt es direkt drei Besonderheiten, die mich beeindrucken. In der Kirche hängt eine doppelseitige Madonnenstaue aus Holz, die als ein Meisterwerk der Gotik gilt. So etwas habe ich bisher noch nie gesehen. Des Weiteren steht ein frühromanisches Steinkreuz, das „Herrgott von Bentheim“ genannt wird, in der Kirche. Es wurde bereits um das Jahr 1.000 geschaffen und stand ursprünglich an einer Mauer vor Bentheim. Als Kontrast zu den historischen Schätzen ist eine moderne Rauminstallation in rosa und violett von Aljoscha, einem ukrainischen Bildhauer und Maler, angebracht. Die Elemente scheinen im Raum um die Madonna zu schweben und die Farben schimmern und funkeln im Licht. Mit moderner Kunst tue ich mich manchmal schwer, aber alleine diese Installation ist schon einen Besuch wert.

Von Burgverliesen und Alchimisten

Weiter geht es über die Wehrgang zum Pulverturm, den wir über schmale Treppen besteigen. Oben hat man einen fantastischen Ausblick ins Münsterland und die Umgebung von Bad Bentheim. Der Turm besitzt auch noch ein Verlies, wie man es sich als Kind vorgestellt hat. Durch ein Loch im Boden schaut man hinunter in die Tiefe und stellt sich vor, wie dort die Gefangenen ausharren mussten. Einen Ein- oder Ausgang gibt es nicht. Heute ist der Boden von Geldscheinen und Münzen übersät, früher wurde das Verlies auch als Vorrats- und Pulverkammer genutzt.

Als nächstes werden wir in den Marstall, den ehemaligen Pferdestall der Fürsten und Grafen, geführt. Heute wird er als Ausstellungsraum genutzt. Im ersten Stock werden alte Münzen, Schmuck und Bücher präsentiert, darunter eine Bibelübersetzung aus dem Jahr 1485 sowie ein 3.500 Jahre alter Becher aus echtem Gold. Im Stock darüber haben junge Künstlerinnen und Künstler die Möglichkeit, ihre Werke zu präsentieren.

Im Batterieturm ist eine Alchimistenküche nachgebaut. Wenn man auf einen Knopf drückt, fangen die Puppen an zu sprechen und sich zu bewegen. Das erinnert mich an den Besuch von Märchenwäldern in Kindheitstagen, und die sind bei mir schon eine Weile her.

Leben wie die Fürsten

Nun kommen wir in die Kronenburg, in der sechs Räume zu besichtigen sind, die komplett eingerichtet sind und einen Einblick in das Burgleben der damaligen Zeit geben – Rittersaal, Remter, Schlafzimmer, Ernst-August-Salon, Bibliothek und Kutschenfuhrpark. Hier geht die Sammlung an Gegenständen aus vergangenen Zeiten weiter, Ritterrüstungen inklusive. Es ist spannend in die Geschichte der Burgbesitzerinnen und Besitzer und deren Vorfahren einzutauschen. Zu Beginn begrüßt Erbprinz Carl Ferdinand zu Bentheim und Steinfurt seine Besucherinnen und Besucher per Video und führt in die Geschichte der Burg und die seiner Familie ein. Nun weiß ich unter anderem, dass die weiße Frau in der Burg spukt und wie ich, falls ich ihr nachts begegnen sollte, mein Taschentuch zu falten habe, damit sie mich nicht mit ihrem Schlüsselbund schlägt. Oder dass Königin Emma der Niederlande mit den Fürsten zu Bentheim und Steinfurt verwandt war und regelmäßig zur Kur nach Bad Bentheim kam. Dann residierte sie in der Burg bei ihrer Schwester, der Fürstin Pauline.

Insidertipp

Den Weihnachtsmarkt auf dem Burggelände würde ich gerne einmal besuchen. Der erste Eindruck der Buden im Innenhof lässt auf ein besonderes Erlebnis schließen. Er ist in den ersten drei Adventswochen von donnerstags bis sonntags geöffnet. Dieses Jahr werde ich es wohl leider nicht schaffen, aber meine Kollegin Vio war vor Ort. Was sie hier erlebt, lest ihr hier.

Bentheimer Schwein und andere Leckereien

Nach eineinhalb interessanten Stunden kommen wir wieder in den Innenhof der Burg und es regnet. Einen Besuch des Schlossparks heben wir uns daher für ein anderes Mal auf und kehren lieber ins Café Ferdinands ein, das sich an das obere Burgtor, an dem wir hereingekommen sind, anschließt. Das Café ist sehr liebevoll eingerichtet und bietet eine reichliche Auswahl an Kuchen und herzhaften Gerichten. Ich entscheide mich für Gewittertorte und eine hausgemachte Brombeere-Holunder-Schlehe-Limonade, mein Mann für Ferdis Currywurst vom Bentheimer Landschwein. Wir sitzen in einer gemütlich Ecke an einem kleinen Tisch mit Blick auf den Pulverturm und genießen unser Essen und unsere Getränke – regionale Zutaten, köstlich und sehr zu empfehlen.

Ein Abstecher ins benachbarte Ausland

Nach der Stärkung laufen wir noch ein wenig durch Bad Bentheim, das auf Grund des Wetters und der fortgeschrittenen Uhrzeit recht menschenleer ist.

Da die niederländische Grenze zum Greifen nah ist, entscheiden wir uns, noch einen kurzen Abstecher nach Oldenzaal zu machen. Auch hier ist uns der Wettergott nicht holt. Oldenzaal ist eine bezaubernde, kleine niederländische Stadt mit nettem Marktplatz und schönen Geschäften, im Regen aber auch nur wenig belebt. Hier müssen wir bei besserem Wetter wiederkommen.

© Münsterland e.V. / Kerstin Clev

Fazit

Die Burg Bentheim ist ein tolles Ausflugsziel für alle Altersgruppen, nicht nur für Familien mit Kindern. Für Kinder haben Ritterrüstungen, Verliese und das Besteigen von Türmen und Wehrwegen natürlich eine ganz besondere Anziehungskraft.

Den Reiz der Burg macht vor allem ihre jahrhundertelange Geschichte aus, die sich in den Gebäuden, den Sammlungen und Geschichten widerspiegelt.

Lageplan Burg Bentheim

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© Kerstin Clev

Über Kerstin Clev

Ich heiße Kerstin. Berufsbedingt hat es mich vor 20 Jahren aus dem Rheinland ins Münsterland verschlagen. Seitdem bin ich beim Münsterland e.V. für die Radregion Münsterland, das Tourismusmarketing und seit drei Jahren auch für die Schlösser- und Burgenregion zuständig.

Aus Beruf ist Berufung geworden. Ich habe mich in die Region und deren Bewohner „verliebt“.

Besonders gerne bin ich mit meinem E-Bike unterwegs, um die kleinen und großen Erlebnisse der Region zu erfahren. Dabei Besuche ich mit Vorliebe die Hofläden und –cafe´s am Wegesrand.

Generell gehört Reisen zu meinen Lieblingsbeschäftigungen. Da darf es auch gerne mal weiter weg gehen. Aber vor allem in den letzten zwei Jahren habe ich das Münsterland als Urlaubsregion für mich selbst neu entdeckt.

Verwandten und Freunden zeige ich bei ihren Besuchen gerne, was das Münsterland zu bieten hat. Vielleicht kann ich auch Euch für das ein oder andere im Münsterland begeistern.

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