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Im Sattel entlang der Friedensroute
Zu Besuch auf Reiterhof Westerfeld

Im Sattel entlang der Friedensroute

Es nieselt noch, als Vicky und ich uns auf den Weg nach Ladbergen machen, aber das Wetter kann man sich ja nicht immer aussuchen. Wir freuen uns trotzdem und sind sehr gespannt auf das, was uns erwartet bei unserem geplanten Ausritt auf dem Reiterhof Westerfeld der Familie Tegelmann in Ladbergen.

Der Hof

Vor ca. 40 Jahren als landwirtschaftlichen Hof übernommen, haben Christine und Hans Tegelmann einen Reitertraum daraus werden lassen. Mit über 30 gut ausgebildeten Pferden, einem Reitplatz, der keine Wünsche offen lässt, sowie gemütlichen Übernachtungsmöglichkeiten, kann man hier eine herrliche Zeit verbringen. Auch ein aufgestellter Pool, ein kleiner Spielplatz sowie ein großes Trampolin bieten Kindern oder auch Erwachsenen viele Möglichkeiten sich neben den Reitstunden auszutoben. An der eigens eingerichteten Feuerstelle lässt sich auch so manches Stockbrot backen.

Reiterferien

Zum Zeitpunkt unserer Ankunft sind noch Sommerferien und der Hof ist voll mit glücklichen Kindern. Freudestrahlend kommen uns einige mit einem Eimer voller Pflaumen entgegengerannt. Sie wollen Christine bitten, mit ihnen einen Pflaumenkuchen zu backen. Die anderen Kinder sitzen derweil auf dem Rücken der Pferde und erhalten eine der zwei täglichen Reitstunden. Bis zu 20 Kinder können pro Woche 7 Tage auf dem Hof verbringen. An jedem Samstag freuen sich dann Eltern und Großeltern auf ein Wiedersehen mit den Kindern, die dann stolz beim Vorreiten ihr erlerntes Können präsentieren. Aber samstags heißt es auch Abschied nehmen von neuen und alten Freunden und von den liebgewonnenen Tieren. Viele Kinder kommen jedes Jahr wieder. Lena und Lilly, die beiden Mädchen, die uns später beim Putzen und Satteln helfen, sind schon seit ihrem 6. Lebensjahr auf dem Hof unterwegs. Mittlerweile sind sie 14 und 15 und als Hofhilfen nicht mehr wegzudenken. „Unsere guten Seelen“, stellt uns Hans liebevoll die beiden Mädchen vor.

Teamwork und ein enges Miteinander

Teamwork ist den Tegelmanns in ihrer pädagogischen Arbeit besonders wichtig. Jeder muss mit anpacken und auch den anderen helfen. „Der rechte Bügel ist eher oben als der Reiter unten“ ist das Motto auf dem Hof. Heißt, sobald einer vom Pferd absteigt, ist bereits einer zur Stelle und schiebt den Steigbügel fürs Absatteln hoch – packt also mit an. Das ist auch etwas, was uns hier auf dem Hof auffällt: Eine Hand wäscht die andere. Ein gesundes Miteinander.

„Flexibilität wird bei uns groß geschrieben!“

Flexibilität und die ReiterInnen dort abholen, wo er oder sie stehen, ist Christine und Hans wichtig. Jeder soll sich wohlfühlen. Ziel ist es, den Gästen einen harmonischen Umgang mit den Pferden und sicheres Reiten beizubringen. Horsemanship nennen es die Fachleute. Jeder erhält dazu ein Pferd, das auf das Können und die Größe der jeweiligen Person abgestimmt ist. Zur Übung wird der selbst gestaltete Reitplatz genutzt. Ob Hindernisse, Hügel oder Sprünge, alles ist aus Naturmaterialien, wie Baumstämmen und Sandhügeln, angelegt. „So etwas kann man sich nicht einfach so bauen, sowas muss wachsen“, so Hans über seinen Platz. Und er hat Recht – so viel Natur kann man nicht schnell mal anlegen, das braucht Zeit. Hier zu reiten scheint wundervoll, aber in den Genuss sollen wir bald kommen.

Erlebnisse auf dem Reiterhof Westerfeld

Bei Tegelmanns kann man aber nicht nur tolle Reiterferien verbringen, man kann auch Ausritte buchen, außerhalb der Ferien mit oder ohne eigenem Pferd Urlaub machen oder Reitunterricht nehmen und Prüfungen ablegen. Alles wird auf den persönlichen Bedarf abgestimmt. Christine und Hans stehen allen Wünschen erst einmal offen gegenüber.

Mit unbekannten ReiterInnen wird grundsätzlich im Schritt ausgeritten. Trab und Galopp dürfen im Anschluss auf dem Reitplatz geritten werden. Die Natürlichkeit des Platzes kann dabei besondere Herausforderungen bieten, wenn man denn möchte.

Auf los geht’s los.

Nach der Ankunft und einem tollen Gespräch in der großen Stube des Wohnhauses heißt es für uns jetzt aber „auf geht’s“. Auf uns warten Leo, Donald und Henry, 3 große braune Wallache, die bereits geputzt vor dem Stall stehen. Beim Satteln und Trensen unterstützen uns Lilly und Lena. Auch die anderen Kinder schauen gespannt zu. Aufgesessen, noch die Steigbügellänge eingestellt und schon geht’s los. Ein Stück die Straße entlang und dann weiter in Richtung Wald. Die Strecke ist Hans‘ Lieblingsweg. Er reitet hier immer, wenn er mal ausspannen will. Die Natur um uns herum ist wundervoll. Hohe Kiefern, weite Felder und Laubbäume bringen uns ins Schwelgen. Sandige Wege, einige Kurven und lediglich eine einzige Zufahrtsstraße zur Bauernschaft gilt es zu überqueren – die Wegbeschaffenheit lässt Reiterherzen höher schlagen! Hans erzählt uns, dass wir jetzt auf die Friedensroute abbiegen. Mitte des 16. Jahrhunderts übermittelten Reiter zwischen Osnabrück und Münster auf diesem Wege die neusten Nachrichten zu den Friedensverhandlungen des 30 Jährigen Krieges. Die Unterschiede zwischen den Katholiken und Protestanten merke man noch heute, so Hans „Ein Dorf weiter wird das Münsterländer Platt anders gesprochen als hier“. Auch untereinander heiraten war verpönt. „Das hat viele sehr unglücklich gemacht“, berichtet Hans weiter.

Über Stock und Stein

Wir reiten weiter. An Feldwegen entlang und durch den Wald – die Natur ist wunderschön und die Stimmung ist großartig. Hans ist ein typisches Münsterländer Urgestein und eine tolle Reitbegleitung. Er kann uns so einiges berichten, wir lachen viel und die Stimmung ist toll! Irgendwann sitzen wir laut singend auf den Pferden und lassen die Seele baumeln. Herrlich!

Zurück am Hof drehen wir noch einige Runden über den Reitplatz. Christine unterrichtet in einiger Entfernung die Kinder. Nachdem wir anschließend die Pferde fertig gemacht und zurück in den Stall gebracht haben, dürfen wir noch ein paar Pflaumen probieren – köstlich!

Das war definitiv einer der außergewöhnlichsten und schönsten Ausritte, die wir seit langem erlebt haben.

Lageplan Reiterhof Westerfeld

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Über Kristina Konken

Hi! Mein Name ist Kristina. Ich komme ursprünglich aus dem Emsland, darf aber bereits seit 7 Jahren die Ecken des Münsterlandes mit all seinen Facetten und versteckten Schönheiten entdecken. Einiges habe ich also schon gesehen und auf vieles freue ich mich noch. Die Liste ist lang und ich werde nie müde, den Tipps und Angeboten nachzugehen. Ob eine Wanderung mit Alpakas oder das Probieren von Köstlichkeiten in der Hafenkäserei – ich begeistere mich für vieles, besonders aber für die persönlichen Geschichten dahinter.

Beim Münsterland e.V. bin ich unter anderem für die (Weiter-) Entwicklung dieses Blogs zuständig. Ihr habt Anregungen für mich oder euch fehlt ein ganz bestimmtes Thema? Dann meldet euch gerne bei mir unter konken@muensterland.com.

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