© Philipp Fölting, 2022
Es werde Licht!
Winterlicht 2022/23 im DA, Kunsthaus Kloster Gravenhorst

Es werde Licht! Winterlicht 2022/23 im DA, Kunsthaus Kloster Gravenhorst

Einmal im Jahr…

…ist Winterlicht im DA, Kunsthaus Kloster Gravenhorst. Von Dezember bis Februar beherbergt das ehemalige Zisterzienserinnenkloster jedes Jahr eine Lichtinstallation und erhellt damit die dunkle Jahreszeit. In dieser Saison ist es eine Installation des Künstlers Christoph Dahlhausen.

Es ist nachmittags, als ich mich auf den Weg zum Kloster Gravenhorst mache. Die Außentemperaturen sind um den Gefrierpunkt und ich laufe den Weg vom Parkplatz zum Eingang möglichst schnell, um warm zu werden. Das Außengelände ist zu jeder Jahreszeit spannend. Während es jetzt eher trist aussieht und sich lediglich die Umrisse des Klosters und der umstehenden Bäume klar abzeichnen, erstrahlen im Sommer dafür die verschiedensten Grüntöne. Es liegt eine angenehme Ruhe über dem Gelände und nur das leise Rauschen der Fahrzeuge auf der nicht weit entfernten Autobahn ist zu hören.

More Blues

Ein paar Stufen muss ich noch erklimmen bis es zum Eingang geht. Durch die Empfangshalle geht es direkt in den Großen Saal und hier ist das „Winterlicht“ nicht zu übersehen. Blaue Leuchtstoffröhren sind mit Gerüstbauteilen verbunden und hängen, lehnen oder stehen in dem imposanten Raum. Ich hätte noch ein wenig später kommen sollen, wenn es draußen weniger Tageslicht gibt. Ein Teammitglied vom DA, Kunsthaus Kloster Gravenhorst begleitet mich durch die Ausstellung. „Das ist nicht schlimm. Der Betrachter soll animiert werden die Ausstellung zu unterschiedlichen Tageszeiten zu besuchen“, werde ich beruhigt. Wir gehen durch den großen Saal in den ehemaligen Kapitelsaal (Remter). Hier sehe ich, was gemeint ist: Die Fenster sind mit unterschiedlichen Farbfolien beklebt. Sattes Gelb, Grün, Blau und Rot strahlen mir dank des Tageslichts durch die Fenster entgegen. Auf dem Fenstersims sind links und rechts Spiegel installiert und reflektieren das Licht nochmal. In der Mitte hängt ein an ein Mobilé erinnerndes Konstrukt mit unterschiedlich farbigem Acrylglas und Spiegeln, das sich mit leisem Rattern dreht. Ich bewege mich langsam zwischen Mobilé und Fenstern und erschrecke mich ein wenig, weil ich nicht damit gerechnet hatte, mich selbst in einem Spiegel des Kunstwerks zu sehen. Das Motto „keine Kunst ohne Betrachter“ des Künstlers kann ich nun verstehen.

© Philipp Fölting, 2022

Winterlicht 2022/23

Die Ausstellung „Winterlicht“ kann noch bis zum 26. Februar 2023 besichtigt werden. Der Eintritt ist frei. Außerdem gibt es noch einige Termine zu öffentlichen Führungen. Am 3. Februar findet ab 19 Uhr ein ökumenischer Gottesdienst mit anschließendem Künstlergespräch statt.

Wie entsteht sowas?

Ich frage mich, wie so ein Kunstwerk entsteht und dann auch noch exakt in den Raum passt?! Wir gehen nach oben in den Regieraum. Hier hängen an den Wänden gerahmte Skizzen von Christoph Dahlhausen. Nun wird mir klar: Grundlage waren erstmal die Umrisse des Gebäudes und die Maße der einzelnen Räume. Zwischen Schnipseln aus Bauzeichnungen kleben Farbpaletten für die Acrylglasplatten, feine Bleistiftskizzen mit blauen Linien ergänzen Bastelfolie, die vermutlich das Acrylglas darstellen soll. Außerdem stehen zwei kleine Modelle in dem Raum, die den großen Saal mit den Leuchten an den Gerüstbauelementen zeigt. Es ist spannend zu sehen, dass dies hier kein „ad hoc“-Kunstwerk ist. „Zwei Tage hat der Künstler hier verbracht und sich alles angesehen, gemessen und fotografiert“, wird mir mitgeteilt. Wir verlassen den Regieraum und gehen in den letzten Raum, der noch mehr Licht übrig hat: der Gewölbekeller.

Eine Mischung aus Raum, Licht und Musik

Der Gewölbekeller beeindruckt mich am meisten. Die Deckenhöhe ist ideal für mich und ich freue mich endlich mal wieder über meine bescheidene Körpergröße. Ich habe einen Vorteil und kann durch den Raum gehen, ohne den Kopf einziehen zu müssen. In diesem Raum ertönt leise Musik und erinnert mich an eine gleich beginnende Traumreise. Plötzlich geht ein Scheinwerfer an, der mehrere im Raum stehende Acrylglasplatten anstrahlt. Sie sind überlappend aufgebaut und ergeben durch ihre unterschiedliche Farbgebung gemischte Farben. Ich versuche mich an den Kunstunterricht in der Schule zu erinnern. Wie war das gleich nochmal, gelb und blau gemischt ergibt grün, aber wie war das mit dem Rest?
Der Scheinwerfer geht wieder aus und ich bleibe vor einer orangefarbenen Acrylglasscheibe stehen, denn hinter ihr ist eine blau leuchtende Leuchtstoffröhre drapiert, die halb hervorlugt. Der Teil, der hinter der orangenen Scheibe liegt, leuchtet nicht. Wohingegen der Teil, der nicht mehr hinter der Scheibe liegt, blau leuchtet. Während ich noch darüber nachdenke, ob es eine optische Täuschung ist oder mit der Farbenlehre zu tun hat, schweift mein Blick zum Fenster hinter der Installation. Dort sehe ich, dass an der Außenmauer auf der anderen Seite des Innenhofs eine weitere Installation ist. Wie eine rankende Pflanze klettern die Gerüstbauteile zu dem hohen Fenster des Gebäudes und die blauen Leuchtstoffröhren lassen die Klostermauern leicht blau schimmern. Es wird etwas dunkler und ich kann verstehen, wie sich diese Ausstellung je nach Tageszeit eigenständig verändert. Sehr cool!

Insidertipp

Am besten ein Zeitfenster für den Besuch aussuchen, dass sowohl Tages- als auch Dämmerungslicht zulässt. Für eine Pause zwischen dem Wechsel des Tageslichts eignet sich ein Besuch im Café Clara, das sich im Klostergebäude befindet.

Blaues Licht zum Abschied

Während ich mich verabschiede, werde ich noch auf eine blau leuchtende Säule auf dem See hinter dem Kloster hingewiesen. Wenn es nicht so kalt wäre, würde ich tatsächlich noch etwas länger bleiben und warten, wie es aussieht, wenn es stockdunkel ist. Das tolle an diesem Gelände ist, dass es hier kaum andere Lichtquellen gibt. Keine Privathäuser, keine öffentliche Straßenbeleuchtung oder Scheinwerfer. Ich komme gerne wieder und sehe mir das „Winterlicht“ nochmal im Dunkeln an.

Fazit

Wer auf der Suche nach einem kostengünstigen, aber besonderen Ausflug ist, sollte sich die Ausstellung „Winterlicht“ nicht entgehen lassen. Verbunden mit einem Spaziergang in Gravenhorst oder einem Stück Kuchen im Café, kann man hier gut und gerne einen ganzen Nachmittag verbringen.

Lageplan DA, Kunsthaus Kloster Gravenhorst

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Über Victoria Lennerz

Mein Name ist Victoria und ich bin Social Media Managerin beim Münsterland e. V. Durch die Blogger- und Influencerkooperationen, die ich bei uns koordiniere, stoße ich immer wieder auf die „hidden gems“ im Münsterland dank Tipps der Einheimischen und Kooperationspartnerinnen und –partnern aus den Münsterland-Kommunen. Es freut mich jedes Mal, wenn ich meine Entdeckungen teilen und damit beweisen kann, dass das Münsterland alles andere als langweilig ist. Die meisten Orte habe ich schon selbst, mit Freunden oder meiner Familie besucht. Dadurch bekomme ich neben meinen eigenen Eindrücken auch gleich die Meinung von Außenstehenden mit, die nicht jeden Tag die „Münsterlandbrille“ auf der Nase sitzen haben. Auch wenn die Region nicht vor Höhenmetern strotzt und weltweit bekannte Wahrzeichen beheimatet, überrascht sie mich doch jedes Mal aufs Neue.

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