parkleuchten verzaubert von Freitag, 16. August bis Sonntag, 18. August 2024 die Wasserburg Haus Welbergen in Ochtrup! Weitere Infos und Tickets gibt es hier.
Den Stadtpark in Rheine habe ich vorher noch nie besucht und muss erstmal die allseits bekannte Suchmaschine fragen, wo ich überhaupt um 21 Uhr sein soll. Mit drei anderen Freunden habe ich mich verabredet, um „Parkleuchten 2022“ zu besuchen. Bei meiner Recherche nach dem Ort stoße ich auch auf den Hinweis, dass bereits ab 19 Uhr Einlass ist. Zu dieser Zeit wird aber noch kein Scheinwerfer eingeschaltet sein, denn es wird erst gegen 21 Uhr dunkel. Von Freitag bis Sonntag erstrahlt der Stadtpark in Rheine in den unterschiedlichsten Farben und zeigt ein vollkommen anderes Gesicht als tagsüber.
Seit 2008 gibt es „Parkleuchten“, das vom Kreis Steinfurt und dem Verein „Das Münsterland – Die Gärten und Parks“ jährlich ein Wochenende im August in unterschiedlichen Ortskernen im Kreis Steinfurt Lichtspektakel zaubert. Die kleinen und unbekannten Ecken werden dabei besonders in den Vordergrund gehoben. 2016 wurde beispielsweise der Ortskern von Bevergern, einem kleinen Ortsteil von Hörstel, zur 650-Jahr-Feier illuminiert. Video- und Soundinstallationen spielen dabei eine mindestens genau so große Rolle wie die unterschiedlich beleuchteten Gebäude, Skulpturen oder Pflanzen.
Wir treffen uns am Eingang und fangen bei der Skulptur des Flötenspielers an, die in orangenes Licht getaucht ist. Aus den Lautsprechern schallt Flötenmusik und lässt die Skulptur ein wenig lebendig werden. Ein paar Schritte weiter gibt es einige Stände gegen Durst und Hunger. Deswegen kann man auch schon ab 19 Uhr rein! Ein Schnack mit den Nachbarn beim Bier und gemeinsam vergeht die Zeit bis zur Dämmerung viel schneller. Wir sind aber nicht zum Durst Löschen gekommen, sondern zum Gucken. Den Weg zu finden ist übrigens nicht schwierig – immer den Menschen nach! Spätestens dort, wo die nächsten Personen stehen bleiben, ist auch schon die nächste Installation zu sehen. „Mach ma den Blitz aus!“, höre ich einen jungen Mann neben mir zu jemandem sagen. Smartphone-Kameras gibt es hier massenhaft, auch ein paar Hobbyfotografen sind mit ihren Stativen vor den Spielpunkten anzutreffen. Die Lichtinstallationen wirken eben nur ohne Blitz. 18 Spielorte werden wir heute noch im Stadtpark in Rheine zu sehen bekommen. Den Flötenspieler hatten wir schon.
Die Wege sind breit und durch kleine Windlichter links und rechts umrahmt. Die verschiedenen Gehgeschwindigkeiten sind nicht nur eine Frage des Alters, sondern auch der Gefährte. Da drängeln sich Eltern mit Kinderwagen an Kleingruppen vorbei, Rollatoren werden über Sandwege geschoben, ein Rufen hier, ein Raunen da. Die „Ahs“ und „Ohs“ kommen bei allem, was leuchtet und sich bewegt. Wenn die Lichtkegel so durch den Sprühnebel fahren, dass ein Regenbogen entsteht oder Sternenformen sich auf einmal im Blätterdach abzeichnen. Manche Lichtinstallationen funktionieren auch nur durch die Interaktion der Besucherinnen und Besucher: Bei einer RGB-Installation muss eine Person vor den Lampen laufen, um die bunte Silhouette auf die dahinter liegende Leinwand zu bringen.
Im Dunkeln sehen alle Personen nahezu gleich aus. Am besten nimmt einer von euch einen markanten Rucksack oder eine auffällige Kopfbedeckung mit. Zwischen all den dunklen Silhouetten von Menschen und bunt beleuchteten Bäumen und Sträuchern ist es schwer, schnell die richtige Person wiederzufinden.
Es gibt ein richtiges Highlight, das recht schnell zu erkennen ist. Wir schnappen uns ein paar Picknickliegen, die direkt auf einen etwas weitläufigeren Teil des Stadtparks gerichtet sind. Bis auf eine kleine Gartenparty am linken Rand und den durch die Windlichter beleuchteten Weg ist es dunkel und still. Dann hören wir die ersten Takte von Vivaldis „Vier Jahreszeiten“. Die Stämme der Bäume am Rand der Wiese, die die weitere Sicht begrenzen, werden abwechselnd mit pinken Strahlern im Takt der Musik beleuchtet. Mit den Streichern setzt auch das größere Lichtbild ein und die Wiese vor uns wird durch „Moving Lights“ und sich bewegende Kegel und Ellipsen in Szene gesetzt. Einige Minuten dauert das Spektakel und die Synchronisation von Licht und Musik sind perfekt aufeinander abgestimmt. Auf den Picknickliegen sitzend, können wir dieses Bild minutenlang genießen.
Neben den synchron abgestimmten Shows gibt es aber auch kleine und feine Installationen. Da tanzen zwei Balletttänzerinnen auf der Rinde eines Baumstamms, mit Blumen beleuchtete Kugeln im Gras erinnern ein bisschen an die „Giant Poolballs“ am Aasee in Münster und auf einem kleinen Ast leuchtet ein Gespenst, das eher süß statt gruselig wirkt. Besonders gut gefallen mir aber die Kunstwerke der Schulkinder. Aus Abfall haben sie Hasen, Roboter oder Fische gebastelt. Die Figuren sind mit einfachsten Leuchtmitteln illuminiert und hängen wie kleine Geschenkanhänger an einem Baum. Schöner Effekt mit wenig Aufwand – das merke ich mir! Nach einer weiteren grandiosen Installation mit Adlerfiguren sind wir am Ende des Rundgangs angekommen. Es ist mittlerweile kurz nach elf Uhr – wer hält sich normalerweise schon zwei Stunden im Stadtpark auf? Heute schon, heute erscheint alles in einem anderen Licht.
Wer einen alltäglichen Ort in anderem Licht erleben möchte, ist hier genau richtig. Familienausflug, Spaziergang zu zweit oder ein Besuch mit Oma und Opa – passt alles.